Deutschlands Inflationsrate steigt auf 5,2 Prozent. Die hohen Energiepreise sollen dafür hauptverantwortlich sein.

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Den Preisanstieg der vergangenen Monate merken Konsumenten vor allem im Bereich der Energie. Die Energiepreise für die heimischen Haushalte waren im Oktober um 22,8 Prozent höher als ein Jahr davor. Teurer wurden vor allem Heizöl und Sprit. Heizöl kostete um 60,8 Prozent mehr, Diesel um 34,8 und Super um 29,4 Prozent, geht aus dem von der Österreichischen Energieagentur errechneten Energiepreisindex (EPI) hervor. Gas kostete um 15,6 Prozent mehr, Strom um 9,6 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat September zogen die Energiepreise um 4,6 Prozent an.

Für die Inflation von 3,7 Prozent im Oktober in Österreich waren die Energiepreise mit 22,8 Prozent Anstieg binnen Jahresfrist ganz wesentlich verantwortlich, im Monatsabstand zeigte der VPI ein Plus von 0,6 Prozent.

Ein Ende des Preisauftriebs ist derzeit nicht in Sicht. In Deutschland ist die Inflation im November auf 5,2 Prozent gestiegen – damit steht erstmals seit 1992 wieder ein Fünfer vor dem Komma. In Spanien etwa lagen die Produzentenpreise im Oktober um knapp 32 Prozent höher als ein Jahr davor. Das ist die höchste Rate seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1976. Energie war in Spanien zuletzt um 87 Prozent teurer als im Vorjahr.

EZB beruhigt

Die Europäische Zentralbank versucht zu beruhigen. EZB-Direktorin Isabel Schnabel betonte, dass der von der Pandemie ausgelöste Inflationsschub im November wohl seinen Höhepunkt erreicht. Sie erwarte, dass die Teuerung im kommenden Jahr allmählich wieder zurückgehen werde: "Und zwar in Richtung unseres Inflationsziels von zwei Prozent", sagt Schnabel.

Andreas Auer, Chief Economist bei der Privatbank Gutmann, sieht das anders. Der Ökonom glaubt nicht, dass wir die Spitze bei der Inflation schon gesehen haben. Auer rechnet damit, dass diese erst im Laufe des ersten Quartals 2022 erreicht werden wird und erst danach eine Erleichterung einsetzt. Auch weil dann Basiseffekte wie ein Ende der Heizsaison eintreten würden.

Eine Entspannung erwartet Auer auch, weil in einigen Monaten hoffentlich die Lieferketten wieder voll funktionieren. Bevor die Inflation ab April 2022 sinken werde, könnten laut dem Ökonomen aber noch Teuerungsraten von fünf bis sechs Prozent erreicht werden.

Viele Unternehmen seien noch in der Lage, höhere Kosten – etwa für Rohstoffe – zu stemmen. Dass diese aber bald an die Kunden weitergegeben werden, sei wohl nur eine Frage der Zeit. Erste Energieanbieter haben ihren Kunden Tariferhöhungen bereits angekündigt.

Die bereits erzielten Lohnabschlüsse (Metaller, Handel) sieht Auer im Rahmen der Inflationserwartung für 2022. Die Kaufkraft sollte damit erhalten bleiben, eine Lohn-Preis-Spirale sei nicht zu erwarten. Dennoch dürfe man nicht vergessen, dass viele aktuelle Preistreiber vor allem Haushalte mit kleinerem Einkommen treffen.

Billig und teuer

"Jeder erlebt Inflation anders, weil jeder einen anderen Warenkorb hat", sagt Robert Karas, Chief Investment Officer bei Gutmann. Betrachte man die US-Inflation in einzelnen Branchen seit 1998, so zeigt sich, dass der Preisanstieg im Gesundheits- und Bildungsbereich (College-Gebühren) massiv war, in anderen Bereichen – etwa Spielzeug, Kleidung und TV – habe es einen Preisverfall gegeben. "Die Globalisierung hat dazu beigetragen, dass vieles leistbar geworden ist", sagt Karas. Dafür waren vor allem Billigimporte aus China verantwortlich. Andererseits haben sich damit Abhängigkeiten entwickelt, die es nun zu überdenken gelte. (Bettina Pfluger)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde aktualisiert