Dorsey gehört zu den Gründern von Twitter.

Foto: AFP / Marco Bello

Jack Dorsey tritt als CEO des Kurznachrichtendienstes Twitter zurück, wie nun auch offiziell bekanntgegeben wurde. Zuvor hatte der US-Fernsehsender CNBC unter Berufung auf "eine Reihe von Personen, die mit der Situation vertraut sind", darüber berichtet. Das Board hat einstimmig den aktuellen Twitter-CTO, Parag Agrawal, zu Dorseys Nachfolger bestimmt.

Die Twitter-Aktie startete mit kräftigen Kursgewinnen in den US-Handel. Dorsey trete zurück, weil er zuversichtlich über seinen Nachfolger sei und sich auf den ebenfalls von ihm geleiteten Zahlungsabwickler Square konzentrieren wolle, sagte ein Insider.

Regelmäßig neue Funktionen

Im Jahr 2006 hatte Dorsey Twitter mitgegründet, ein Jahr später wurde er zum CEO. Im Jahr 2008 drängte sein Co-Founder Ev Williams ihn jedoch gemeinsam mit dem Board-Mitglied Fred Wilson aus dem Amt, weil sie ihn als ungeeignet sahen, das Unternehmen zu führen.

Dorsey stand seit 2015 erneut an der Spitze des Kurznachrichtendienstes, nachdem das Unternehmen zuvor nahezu mit Stagnation gekämpft hatte. In den vergangenen Jahren begann Twitter, relativ schnell neue Produkte und Funktionen auf den Markt zu bringen. Zwar waren nicht alle davon erfolgreich, allerdings deutete die Entwicklung laut "The Verge" auf einen Wandel zu einem deutlich agileren Unternehmen hin, das sich den Wünschen der User anpasst.

Harte Position gegen Donald Trump

Summa summarum gelang es Twitter unter Dorseys Führung, weitgehend aus den langjährigen roten Zahlen herauszukommen – auch wenn zuletzt eine Vergleichszahlung nach einer Investorenklage wieder für einen hohen Verlust sorgte. Jedoch kommt Twitter mit seinem Geschäftsmodell, bei dem Werbekunden für Geld Tweets in die Timeline der Nutzer bringen können, nicht annähernd an die Anzeigenerlöse von Facebook heran.

Im US-Wahlkampf 2020 und der Pandemie ergriff Twitter unter Dorsey eine harte Position gegen Falschinformationen über Impfstoffe und Donald Trumps Behauptungen, der Sieg im Rennen ums Weiße Haus sei ihm durch Betrug gestohlen worden. Dorsey wurde deswegen von den Republikanern in Anhörungen im US-Kongress angegriffen.

Weiterer Druck durch Investoren

Ursprünglich hatte sich der Twitter-Vorstand im Jahr 2015 gegen Dorseys Position an der Unternehmensspitze gewehrt, da er bis heute CEO des Zahlungsdienstleisters Square ist. Nachdem er im Sommer 2015 für mehrere Monate als Interimschef fungiert hatte, konnte er die Vorstandsmitglieder jedoch für sich gewinnen.

Zuletzt versuchte 2020 der Investor Elliot Management, Dorsey aus dem Amt zu drängen, weil er sich Sorgen um seine Leistung und das Wachstum der Plattform machte. Dorsey konnte sich mit dem Unternehmen einigen, allerdings wurde die Bildung eines Vorstandsausschusses angekündigt, um den "CEO-Nachfolgeplan zu evaluieren". (APA, dpa, red, 29.11.2021)