Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER
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Ferdinand Feldhofer verschaffte sich am Montag einen ersten Trainerüberblick bei Rapid.

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Es war ein durchaus souveräner Auftritt. Was bei Rapid zuletzt nicht unbedingt Alltag war. Ferdinand Feldhofer wurde am Montagnachmittag im Allianz-Stadion als Cheftrainer präsentiert, es war ein kleiner Bahnhof im großen Lockdown. Natürlich wurde der 42-jährige Steirer aus Vorau nicht allein gelassen, Präsident Martin Bruckner, Sportgeschäftsführer Zoran Barisic und Wirtschaftschef Christoph Peschek waren anwesend, alle drei sind von der Lösung restlos begeistert. "Es passt fachlich und menschlich", sagten sie.

Die Überzeugung, die richtige Wahl getroffen zu haben, einte das ohnedies nicht zerstrittene Trio. Den Einwand, Feldhofer sei als Nachfolger von Didi Kühbauer die vielleicht günstigste Variante gewesen, wischten sie weg. "Er war der Beste im Hearing."

Feldhofer war bei Rapid bereits als Innenverteidiger tätig, von Jänner 2002 bis Ende Juni 2005. Er schied als Meister. Die grün-weiße Vergangenheit sei, so Barisic, fürs Engagement nicht ausschlaggebend gewesen. "Im Gegenteil, wir wollten eher einen ohne Stallgeruch."

Feldhofer sagte, er brenne einfach für diesen Job. "Kommt Rapid auf einen zu, sagt man Ja." Am Vormittag lernte er die Mannschaft kennen ("sie hat Qualität"), das erste Training war kein Abenteuer, es wurde am Tag nach dem 2:2 in Ried regeneriert. Ursprünglich war angedacht, Interimscoach Steffen Hofmann bis Ende der Herbstsaison wirken zu lassen, aber die Ereignisse haben sich überschlagen. Barisic: "Warum sollen wir herumgurken?"

Ein Schwarm

Feldhofer fordert "den aktiven Fußball, der die Leute begeistert. Rapid braucht einen Wiedererkennungswert, wir wollen als Schwarm auftreten. Wir dürfen keine Stunde verlieren." Dummerweise sind momentan keine Fans in den Stadien erlaubt, sein Debüt steigt am Sonntag ausgerechnet gegen die Austria. In einer normalen Welt wäre das Derby ein Knüller. "Es ist trotzdem gut, weil man gegen die Austria in jedem Fall extramotiviert ist."

Ziel sei es, das "Meisterplayoff rasch abzusichern". Er bezeichnet sich als "Teamplayer. Ich gehe auf die Menschen zu, will Wegbegleiter sein." Was Spitzensport bedeutet? "Schmerzen, Verzicht, Aufwand. Aber es kommt sehr viel zurück. Es gibt wenige, die ohne Rückschläge etwas gewinnen." Er selbst hatte einmal einen Waden- und Knöchelbruch, kam zurück. Feldhofer ist Vater von drei Kindern, eine Tochter ist Juniorenweltmeisterin im Voltigieren. "Kinder sollen sich selbstständig entwickeln, ich begleite sie."

Vor Rapid war er Trainer in Lafnitz und beim Wolfsberger AC, im März verließ er die Kärntner nach Meinungsverschiedenheiten freiwillig. "Ich habe das aufgearbeitet, mit Abstand gesehen, war es eine tolle, erfolgreiche Zeit.".

Feldhofer ist der 15. Rapid-Trainer seit 2000, das zeugt nicht gerade von Kontinuität, klingt aber ein bisserl dramatischer, als es ist. Drei (Peter Persidis, Zoran Barisic, Steffen Hofmann) waren nur interimistische Lösungen. Einer, nämlich Meistertrainer Josef Hickersberger, wurde nicht geschasst, er heuerte Ende 2005 freiwillig beim österreichischen Nationalteam an, um dort sein Unglück zu finden. Hofmann hat keinen Schein und deshalb keine Ambitionen, obwohl die 18 Tage seiner Tätigkeit "sehr cool" waren. Somit ist Feldhofer erst die Nummer elf, diese Rechnung ist vielleicht nicht ganz richtig, aber zulässig.

Ausland bleibt

Er wollte eigentlich ins Ausland wechseln. "Das bleibt mein Ziel. Vielleicht bin ich nach langer Zeit wieder ein Trainer, der Rapid wirtschaftlich etwas bringt." Der Vertrag läuft eineinhalb Jahre. Plus Option. Es sei denn, Rapid kassiert davor für Feldhofer eine stattliche Ablöse. "Aber jetzt zählt jede Stunde, mein Energielevel ist voll." (Christian Hackl, 29.11.2021)