Die bisherige Generalgouverneurin Sandra Prunella Mason wird Staatsoberhaupt.

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Ihr bleibt in diesem Jahr auch nichts erspart: Nach dem Tod ihres Ehemanns Prince Philip, familiären Anwürfen durch das Herzogpaar Sussex und einer sich verschlechternden Gesundheit muss Queen Elizabeth II nun auch den Verlust eines Gebiets hinnehmen, dem sie als Königin vorsteht. Die Karibikinsel Barbados, die auf einer mit Wien vergleichbaren Fläche knapp weniger als 300.000 Einwohner beherbergt, hat sich nämlich dazu entschlossen, der Monarchie ein Ende zu bereiten und eine Republik zu werden.

Exakt 55 Jahre nach der Unabhängigkeit von Barbados und der gleichzeitigen Gründung der barbadischen Monarchie endet am Dienstag damit die Herrschaft der Queen. Personell ändert sich dadurch zunächst wenig, denn auch eine Republik braucht ein zeremonielles Oberhaupt. Und diese Funktion erfüllt jene Person, die schon bisher als ihre Stellvertreterin die Amtsgeschäfte führte.

Dame Sandra Prunella Mason, Generalgouverneurin von Barbados, wird nun als erste Präsidentin des Inselstaates angelobt. Die beiden Parlamentskammern beschlossen im Oktober ohne Gegenstimmen, dass die 72-Jährige das neu geschaffene Amt übernehmen soll.

Entkolonialisierung

Mason begann ihre Laufbahn nicht in der Politik, sondern als Lehrerin und als Bankangestellte bei Barclays. Nach einem Jusstudium an der University of the West Indies kehrte sie in die britische Großbank zurück.

1975 wurde sie als erste Frau Mitglied der Rechtsanwaltskammer von Barbados. Stationen als Richterin am Jugend- und Familiengericht, am Berufungsgericht und am Ostkaribischen Hohen Gerichtshof folgten ebenso wie ein Botschafterposten und ein Lehrauftrag für Familienrecht.

2017 wurde sie schließlich Chefin des Schiedsgerichts des Commonwealth Secretariat, im Jahr darauf Generalgouverneurin. Trotz der imposanten Karriere bezeichnet die Hobby-Scrabblespielerin Mason ihre Mutterschaft als größten Erfolg. Ihr Sohn Matthew ist ebenfalls Anwalt.

Den Schritt zur Republik begründete die Premierministerin Mia Amor Mottley im Vorjahr damit, dass Barbados die Entkolonialisierung abschließen wollte und die Barbadier ein barbadisches Staatsoberhaupt wünschten. Der letzte Staat, der Elizabeth II entthronte, war Mauritius vor fast drei Jahrzehnten. Gut möglich, dass weitere der verbleibenden Commonwealth-Länder dem Beispiel folgen – und das Reich der Queen noch weiter schrumpft. (Michael Vosatka, 29.11.2021)