Die Fassade des Ice Q oberhalb von Sölden ist eines der Projekte der Gig Holding. Die Ars Electronica in Linz und die WU in Wien sind weitere.

Foto: Imago / Walter Bibikow

Die Bond Street in London hat mit James Bond ebenso wenig zu tun wie die Gig Holding mit dem Agenten 007. Indirekt aber schon. Der Fassadenspezialist aus Attnang-Puchheim (Oberösterreich) war unter anderem für die Fassadenkonstruktion des Ice Q am Gaislachjoch oberhalb des Tiroler Wintersportorts Sölden verantwortlich.

In- und außerhalb des Gebäudes, das Bergstation und Gourmet-Restaurant in einem ist, sind Teile des James-Bond-Films Spectre (deutsch: Gespenst) mit Daniel Craig in der Hauptrolle gedreht worden. Werben darf Gig mit 007 nicht, da sind die britischen Vermarkter auch Jahre nach dem Dreh (2015) sehr streng.

Vielzahl von Projekten in London

Allerdings hat sich Gig vom Geheimagenten seiner Majestät nie abschütteln lassen, sondern ist ihm immer dicht auf den Fersen geblieben, auch und vor allem in London. Dort hat Gig im Auftrag von Architekten und Bauherren eine Vielzahl an Projekten realisiert.

Die drei Buchstaben sind eine Reminiszenz an die Vorgängerfirma, das 1945 gegründete Stahlbauunternehmen Ing. Grill & Grossmann. 2003 hat sich nach einer wechselvollen Geschichte die IFN Holding, Mutterkonzern des Fensterspezialisten Internorm, mit 67 Prozent an Gig beteiligt. Die restlichen 33 Prozent sind in Händen der Pohn Management GmbH, hinter der ein ehemaliger Manager des Fassadenspezialisten steht.

Nischenplayer

"Unser Einstieg in London ist Ende der 1980er-Jahre über den Architekten Sir Norman Foster erfolgt", sagt Gig-Geschäftsführer Gerhard Haidinger im STANDARD-Gespräch. Ausschlaggebend seien Projekte gewesen, die man zuvor mit dem britischen Architekten in Hongkong realisieren konnte. Daraus habe sich eine langjährige Zusammenarbeit mit Foster ergeben, durch die in der Folge auch andere Architekten und Bauherren auf Gig aufmerksam wurden.

"Wir spielen in einer Nische, wo es um maßgeschneiderte Lösungen und viel Knowhow geht", sagt Haidinger. "Die Projekte, die wir bereits realisiert haben oder an denen wir dran sind, befinden sich mehr oder wenige alle in einem Radius von 1,5 Kilometern um die St. Pauls Cathedral im Herzen von London – Top-Lagen allesamt." Die Bond Street ist auch nicht allzu weit entfernt.

Brexit und Folgen

Die langjährige Präsenz am britischen Markt habe sich kurz nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) als Vorteil erwiesen. "Trotz unserer Präsenz vor Ort haben wir parallel immer auch Drittlandlieferungen nach Großbritannien gemacht. Wir haben gewusst, wie wir importieren oder exportieren müssen. So hat sich der Brexit bei uns relativ wenig ausgewirkt", sagt Haidinger. "Der Papierkram ist mehr geworden."

Was sich aber ausgewirkt habe, sei die Verunsicherung kurz vor und kurz nach dem Brexit. Auftragsvergaben seien verschoben worden, was sich auch in der Betriebsleistung der Gig Holding niederschlage.

Heuer erwartet man in der Zentrale in Attnang-Puchheim, wo 170 der 200 Gig-Mitarbeiter beschäftigt sind, eine niedrigere Betriebsleistung als die rund 57 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Die Exportquote liegt konstant zwischen 70 und 80 Prozent, der Auftragseingang bis jetzt bei etwas mehr als 40 Millionen.

Rohstoffmangel treibt Preise

Den Rohstoffmangel hat auch Gig zu spüren bekommen – in Form deutlich höherer Einkaufspreise. Die müssten nun bei Neuprojekten an die Kunden weitergereicht werden. "In der Dramatik wie jetzt haben wir das noch nicht gesehen", sagt Haidinger. Daran werde sich wohl auch in den kommenden drei bis sechs Monaten wenig ändern.

Genauso wenig sei Entspannung am Arbeitsmarkt angesagt. Nicht nur in Großbritannien fehlten nach dem Brexit-bedingten Wegzug vieler Arbeitskräfte aus Zentral- und Osteuropa Facharbeiter, auch in Österreich sei es alles andere als einfach, solche zu rekrutieren. Damit Mitarbeiter nicht abwandern, versuche man, ein gutes Umfeld zu schaffen. Haidinger: "Wir haben gratis Fitnessstudio, gratis Hallenbad, eine Laufgruppe und machen gemeinsam Business-Runs, was gut für das Teambuilding ist." (Günther Strobl, 30.11.2021)