Betriebe wünschen sich mehr Unterstützung und klare Vorgaben um nachhaltige Maßnahmen im Bereich Kreislaufwirtschaft zu setzen

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Glas, Dosen und Restmüll trennen, recyceltes Papier in den Drucker geben, auf Einwegplastik verzichten und stattdessen wiederverwertbare Verpackungen verwenden: Maßnahmen, die der Umwelt guttun, wären hinlänglich bekannt. Trotzdem sinkt deren Umsetzung in österreichischen Betrieben. Zu diesem Ergebnis kommt die jährliche Erhebung des Circular-Economy-Barometers.

Nach dem Rundruf durch 150 Unternehmen quer durch alle Bundesländer blieb der Circular-Economy-Index (eine Skala von 0 bis 100) heuer bei 50 stehen. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr lag der Wert bei knapp 52, 2019 sogar bei knapp 56.

Sowohl aktive Mülltrennung und Recycling als auch Investitionen in die Kreislaufwirtschaft sind laut der Erhebung weniger geworden. Gründe dafür sieht Harald Hauke, Vorstand der Altstoff Recycling Austria (ARA), in der Planungsunsicherheit während der Pandemie. Er kritisiert aber auch einen fehlenden Rechtsrahmen für Investitionen. Konkrete Hilfestellungen, was Lebensmittelverpackungen beinhalten dürfen, wären laut Hauke nötig.

Kleinere Unternehmen hinken hinterher

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) konnten bisher nur teilweise ins nachhaltige Boot geholt werden. Während bereits 90 Prozent der großen Unternehmen (über 50 Mitarbeiter) angeben, Kreislaufwirtschaft zu nutzen, sind es bei den KMUs lediglich 54 Prozent. "Hier brauchen wir dringend einen Booster", sagt Hauke.

Die Pandemie hat die differenzierte Herangehensweise von kleinen und großen Unternehmen verstärkt. Hauke fordert Politik und Wirtschaft auf zusammenzuarbeiten, damit Betriebe vermehrt Abfälle reduzieren, Produkte wiederverwenden und Verpackungen recyceln.

Das betreffe auch die Bereiche Nachhaltigkeitskommunikation, Digitalisierung für die Kreislaufwirtschaft und die Gestaltung von leicht recycelbaren Produkten, in die derzeit vorrangig große Firmen investieren.

Als größtes Hindernis nennen die Befragten komplexe Gesetzgebung, gefolgt von hohen Kosten, fehlender Unterstützung öffentlicher Stellen und finanziellen Mitteln.

Als Erfolg könne hingegen interpretiert werden, dass "fehlende Information" im Gegensatz zu den beiden Jahren zuvor nicht mehr genannt wurde, erklärt Ursula Swoboda, die die Erhebung seit drei Jahren auswertet.

Recyclingmanagement funktioniert in Österreich

Dennoch seien die heimische Unternehmen im weltweiten Vergleich gut auf eine Umstellung zum ökonomischen Handeln vorbereitet. "Immerhin ist Österreich seit vielen Jahren an der Spitze, was Abfall- und Recyclingmanagement betrifft", sagt Hauke. Zwei Drittel der Befragten planen oder nutzen zudem bereits Kreislaufwirtschaft. Trotzdem gebe es noch Luft nach oben.

Die Umfrage gibt auch Hoffnung: 57 Prozent bejahen die Aussage, dass es wichtig ist, sich als nachhaltiges Unternehmen zu positionieren. In den kommenden drei Jahren wollen 42 Prozent in den Bereich investieren. Das ist laut Hauke auch nötig, um die Klimaschutzziele des EU-Kreislaufpakets zu erreichen. (Julia Beirer, 30.11.2021)