Jetzt ist der Lobautunnel Geschichte. Seit beinahe 20 Jahren wird an dem Straßenbauprojekt gearbeitet. Nun hat Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) den Bau des umstrittenen Tunnels offiziell gestoppt – zur Freude zahlreicher Umweltschutzorganisationen.

Verkehrssicherheit, Verkehrsplanung, wirtschaftliche und regionale Bedürfnisse sowie der Klima- und Umweltschutz wurden bei der Evaluierung des Projekts einbezogen, hieß es. Dabei stellte sich heraus, dass von allen untersuchten Straßenbauprojekten die Lobauautobahn den höchsten Bodenverbrauch hat, außerdem seien beim Bau "massive Eingriffe in die unberührte Artenvielfalt zu erwarten". Eine Alternative zum Lobautunnel gibt es vorerst nicht, Gewessler kündigte aber an, den Ausbau der S-Bahn rasch voranzutreiben.

Kritik am Baustopp kommt vor allem von ÖVP, FPÖ, SPÖ, Wirtschaftskammer und ÖAMTC. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Verkehrsstadträtin Ulli Sima (beide SPÖ) haben bereits weitere Schritte angekündigt.

Umweltschutzaktivistinnen und -aktivisten haben sich in den vergangenen Monaten für den Erhalt der Lobau und gegen das Straßenbauprojekt eingesetzt.
Foto: heribert corn , corn@corn.at

Wie argumentiert die STANDARD-Community?

Pro von Liberaler Atheist

"Ich bin ja bei den meisten Nicht-Umweltthemen kein Freund der Grünen, aber hier kann ich nur meinen Hut ziehen vor Gewessler. Natur- und Artenschutz sowie Versiegelungs- und Verkehrsreduktion gehören zu den am dringendsten notwendigen Maßnahmen der heutigen Zeit, und der Stopp eines Tunnels durch einen Nationalpark, wo massive Gefahr für dort lebende Arten und vor allem das Grundwasser besteht, gehört da natürlich dazu. Wie man die 'Verkehrshölle' über der Donau bekämpft? Ganz einfach: durch weniger Autofahren und ein Ende der Anreize für sinnlosen Lkw-Verkehr von Ost nach West."

Kontra von zyzewitsch

"Zu einem Projekt Nein zu sagen ist ja noch der leichtere Teil. Aber was nun? Dann sollten wir aber auch so konsequent sein und in Wien keine neuen Wohnungen mehr bauen ... Transdanubien wird gerade zubetoniert. Komplett. Wer dort aufgewachsen ist, bekommt Tränen in die Augen. Alleine die Seestadt bietet Platz für tausende neue Wiener. Und die werden nicht alle jeden Weg öffentlich zurücklegen. Von den vielen Pendlern aus dem wachsenden Speckgürtel ganz zu schweigen, der Schwerverkehr durch die Donaustadt ist auch enorm. Einfach zu den Menschen zu sagen 'Ätsch, habts a Pech gehabt' ist, finde ich, etwas dünn."

Wie ist Ihre Position in dieser Debatte?

Befürworten Sie den Baustopp, oder gehören Sie zu den kritischen Stimmen? Welche Alternative braucht es dafür? Wie beurteilen Sie die Situation vor Ort? Diskutieren Sie im Forum! (wohl, 1.12.2021)