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Ghislaine Maxwell und Richterin Alison Nathan hören der mit den Tränen kämpfenden Hauptzeugin zu, wie diese Gerichtszeichnung zeigt.

Foto: Reuters / Jane Rosenberg

Große Namen wie Bill Clinton, Bill Gates und Prinz Andrew, ein mehr als fragwürdiger Deal mit der Staatsanwaltschaft, ein Suizid, um den sich wilde Verschwörungstheorien ranken. Das sind nur einige der zahlreichen Facetten des Falls Jeffrey Epstein. Laut Staatsanwaltschaft soll der US-Multimillionär jahrzehntelang einen Prostitutionsring aufgebaut und auch selbst minderjährige Mädchen missbraucht haben, während er gleichzeitig die Crème de la Crème der internationalen Politik- und Businesswelt zu Gast hatte.

2008 stand er dafür vor Gericht, 24 Minderjährige erhoben entsprechende Vorwürfe gegen ihn. Doch durch einen Deal mit der Staatsanwaltschaft kam er glimpflich davon. 2019 wurde sein Fall wieder aufgerollt, doch bevor es zum Prozess kam, fand man den Investmentbanker tot in seiner Gefängniszelle auf. Suizid, hieß es laut dem Obduktionsbericht, doch daran zweifelten viele, nicht nur Epsteins Familie. Der Satz "Epstein didn’t kill himself" ging in den sozialen Medien viral.

Skrupellose "rechte Hand"

Nun aber läuft seit dieser Woche trotzdem ein Prozess in New York. Und er soll folgende Frage beantworten: Was wusste Ghislaine Maxwell, Epsteins einstige Vertraute, über den Missbrauchsring? Laut Staatsanwaltschaft war sie als seine skrupellose "rechte Hand" mittendrin im Geschehen, gewann immer wieder das Vertrauen von Mädchen und überließ sie dann dem Multimillionär.

Ihre Verteidigung sieht das naturgemäß anders. Zum Prozessauftakt am Montag erklärte sie, Maxwell selbst sei wie viele andere auch vom einnehmenden und charismatischen Jeffrey Epstein manipuliert worden und hätte mit dessen Verbrechen nichts zu tun.

Dem widerspricht die erste Hauptzeugin. Jane, so deren Pseudonym, erzählte vor Gericht, sie sei 1994 im Alter von 14 Jahren in einem Feriencamp von Maxwell und Epstein angesprochen worden. Ihre Familie hätte finanzielle Probleme gehabt, da der Vater ein Jahr zuvor gestorben sei. Maxwell und Epstein hätten ihr erklärt, dass sie viele Stipendien vergeben würden.

Es folgten Besuche bei Epstein, bei denen es laut Jane zu Küssen, Oral- sowie Geschlechtsverkehr gekommen sei. Maxwell sei dabei mitunter anwesend gewesen sein. "Ich hatte Angst, fühlte mich ekelhaft und schämte mich dafür", erklärte sie, immer wieder mit den Tränen kämpfend.

"Sie hat jede Story parat"

Im Kreuzverhör versuchte die Verteidigung die Glaubwürdigkeit der Zeugin, die mittlerweile als Schauspielerin und Sängerin arbeitet, anzuzweifeln. "Sie ist ein Profi darin, Rollen zu spielen. Sie hat jede Story parat, die man hören will", sagte Maxwells Anwalt Bobbi Sternheim. Zudem erklärte er, Jane hätte erst 2019 einen Anwalt kontaktiert, als eine mögliche finanzielle Entschädigung für sie infrage kam.

Nach Jane folgen noch weitere drei Hauptzeuginnen, die von mutmaßlichen Verbrechen zwischen 1994 und 2004 berichten werden. Der Prozess soll etwa sechs Wochen dauern, Maxwell drohen im Falle eines Schuldspruchs mehrere Jahre Haft. (ksh, 1.12.2021)