Die unterirdische Atomanlage in Fordo.

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Wien – Der Iran baut nach Einschätzung von Atom-Experten seine Fähigkeiten zur Anreicherung von Uran entgegen dem Nuklearabkommen von 2015 weiter aus. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien berichtete von dem jüngsten Schritt am Mittwoch, während in der österreichischen Hauptstadt diplomatische Verhandlungen zur Wiederherstellung des Nuklearpakts liefen.

IAEA-Inspektoren hätten am Dienstag die unterirdische Atomanlage in Fordo besucht, hieß es in einer Nachricht der Atombehörde an ihre Mitgliedsländer. Dort seien Schritte zur Anreicherung von Uran mittels hocheffizienter Zentrifugen unternommen worden.

Laut IAEA hat der Iran mittlerweile damit begonnen, in Fordo Uran auf 20 Prozent anzureichern. Dabei werde Uranhexafluorid mit einem Reinheitsgrad von fünf Prozent in eine Kaskade von 166 IR-6-Maschinen eingespeist, wie die IAEA am Mittwoch mitteilte.

Häufigere Kontrollen

Die UN-Behörde erklärte im vergangenen Monat, diese Maschinen seien zwar im Einsatz, jedoch werde das angereicherte Produkt verworfen. In einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden IAEA-Bericht hieß es zudem, man werde in Fordo häufiger kontrollieren. Die Regierung in Teheran habe dem zugestimmt.

Einer früheren Reuters-Meldung zufolge setzt der Iran inzwischen zwei Kaskaden ein, um Uran auf 60 Prozent anzureichern. Für den Bau von Kernwaffen ist ein Reinheitsgrad von etwa 90 Prozent erforderlich. Im internationalen Wiener Atomabkommen von 2015 ist für den Iran eine Grenze von 3,67 Prozent festgelegt.

Mit dem Pakt von 2015 war das Atomprogramm der Islamischen Republik stark eingeschränkt worden, um die Entwicklung von Nuklearwaffen mit Uran oder Plutonium zu verhindern. Unter anderem hatte sich Teheran verpflichtet, in Fordo keine Zentrifugen einzusetzen, die spaltbares Material äußert schnell produzieren können.

Indirekte Verhandlungen

Der Iran verhandelt seit Montag erstmals seit fünf Monaten wieder indirekt mit den USA darüber, wie das Atomprogramm wieder zurückgefahren werden kann, falls gleichzeitig US-Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China vermitteln zwischen den zwei verfeindeten Staaten. Europäische Diplomaten hatten sich gerade zum Start der neuen Gesprächsrunde ein Signal des guten Willens vom Iran erhofft.

Washington war 2018 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Atomabkommen ausgestiegen und hatte harte Wirtschaftssanktionen verhängt. Danach begann Teheran, die nuklearen Abmachungen schrittweise zu brechen.

Israel ist strikt gegen die Wiederbelebung des Vertrags. Auch in den USA herrscht große Skepsis, zumal des iranische Atomprogramm weit fortgeschritten ist und Teheran kategorisch die Aufhebung aller Sanktionen fordert. (APA, 1.12.2021)