In Wien werden die "Alles gurgelt"-Proben auch auf Mutationen geprüft.

Foto: Christian Fischer

Sie breitet sich aus: Erst am Montag wurde in Österreich der erste Fall der neuesten Coronavirus-Variante Omikron vom Gesundheitsministerium in Tirol bestätigt. Mittlerweile melden immer mehr Bundesländer Verdachtsfälle innerhalb ihrer Grenzen. Die jüngsten kamen am Mittwoch aus Wien. Bei vier positiven PCR-Test-Proben in der Hauptstadt wird vermutet, dass es sich um Infektionen mit der Variante B.1.1.529 handelt. Alle betroffenen Personen haben derzeit nur leichte Krankheitsverläufe.

Bei den betroffenen drei Corona-positiven Männern und einer Frau handelt es sich durchwegs um Reiserückkehrende aus Afrika: Zwei von ihnen waren zuvor in Simbabwe, die anderen beiden in Südafrika und Mosambik unterwegs. Personen, die mit einem oder mehreren der Angesteckten im Flugzeug nach Österreich zurückgekommen sind, werden nun von der Ages kontaktiert. Die Stadt Wien selbst ruft alle, die in den vergangenen Wochen in Afrika waren, dazu auf, sich testen zu lassen, am besten in der Teststraße Floridsdorf auf der Donauinsel. Dort werden die Proben der Afrika-Rückkehrenden schneller abgeklärt, um eine Ausbreitung der Mutation zu unterbinden.

Aus demselben Grund ist in Omikron-Verdachtsfällen das Contact-Tracing besonders streng: Es gibt keine Freitestmöglichkeit. "Derzeit wissen wir noch nicht viel über die Variante und versuchen, Zeit zu gewinnen", heißt es dazu aus dem Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ).

Omikron-Test seit Montag

In Wien werden seit Anfang des Jahres PCR-Proben flächendeckend auf verschiedene Mutationsmarker gescreent. Schlagen die positiven PCR-Proben an, werden sie als Verdachtsfall eingestuft. Im Anschluss werden die Proben von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) einer genauen Sequenzierung unterzogen. Das Ergebnis des aufwendigen Verfahrens lässt in der Regel allerdings ein paar Tage auf sich warten.

Seit Montag wird in Wien auch auf Omikron-Marker geprüft. Die Firma Lifebrain, die in der Hauptstadt die "Alles gurgelt"-Testungen auswertet, wurde mit den entsprechenden Kits ausgerüstet. Die Basis dafür stehe erst seit Samstag zur Verfügung, man habe "umgehend bestellt", heißt es aus dem Büro von Hacker.

Bestätigt wurden in Österreich vorerst drei Omikron-Fälle in Tirol und einer in Niederösterreich. Verdachtsfälle gibt es bisher abseits von Wien auch in Salzburg, Oberösterreich und Vorarlberg. Mindestens 59 Fälle der Mutation in elf EU-Staaten wurden bisher gezählt. "Es wird sich nicht zu 100 Prozent aufhalten lassen", sagte künftige WHO-Notfallkoordinator für Europa, Gerald Rockenschaub, der APA.

Viele offene Fragen

Doch wie gefährlich ist Omikron nun? Genaues weiß man nicht, und es wird wohl noch etwas dauern, bis man konkrete Angaben dazu machen kann. In Südafrika war das Infektionsgeschehen zuletzt niedrig. Die Omikron-Variante hat sich zwar sehr deutlich verbreitet, aber in einer insgesamt wenig infizierten Bevölkerung. Daher ist die Aussagekraft der Daten noch nicht sehr hoch. Auch waren vorwiegend junge Menschen betroffen, die ohnehin ein geringeres Risiko für einen schweren Verlauf mit Hospitalisierung haben.

Es gibt jedoch vorsichtig positive Nachrichten. Erstens: Die Patientinnen und Patienten, die sich mit Omikron infiziert haben, klagten bisher über etwas andere, aber nicht schwerere Symptome – meist über schmerzende Körper und Müdigkeit, unter dem typischen Geschmacks- und Geruchsverlust habe aber niemand gelitten, erklärte die Vorsitzende des südafrikanischen Ärzteverbands, Angélique Coetzee, der BBC.

Die zweite gute Nachricht: Wenn Omikron dem Immunschutz tatsächlich besser ausweichen kann, sind die Impfstoffhersteller vorbereitet, sagte Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller: "Die Hersteller beschäftigen sich seit Monaten mit der Möglichkeit von Varianten und führen Evaluierungen durch, die Impfstoffe können sehr schnell adaptiert werden." Der Prozess werde gestartet, sobald klar sei, ob Omikron eine Escape-Variante ist. Die Produktion ginge dann rasch, allerdings bräuchte es ein neues Zulassungsverfahren. (Oona Kroisleitner, Pia Kruckenhauser, 1.12.2021)