Einmal im Jahr lädt sich das OHO anlässlich der Buchwoche Autoren ein. Hier treffen Robert Menasse und sein burgenlandisierter Cousin Peter aufeinander.

Foto: OHO

In Oberwart – ungarisch: Felsőőr, kroatisch: Borta, romani: Erba – gibt es einen feinen Kultursalon: das Offene Haus Oberwart. Manches Mal bezaubert dieses OHO oder bezirzt oder beeindruckt; manches Mal ist es anständig, manches Mal anstößig. Wie das halt so ist mit denen von der Kunst, die dann so ernst genommen wird, als wäre sie das Leben selbst; Nur halt die spannendere Seite davon.

Seit 1989 ist das OHO in Betrieb, ins Leben gerufen von Horst Horvath, Wolfgang Horwath, Peter Wagner und vielen, vielen anderen. Das Jahr ist kein Zufall. 1989 wehte der warme Wind, der den Osten tauen ließ, auch hier. Das Schmelzwasser bewässert den pannonischen Kulturgarten immer noch.

Verlagsgründung

Das ist nicht nur so dahingesagt. Peter Wagner, der tausendsassande Musikantendichterfilmerregisseur, schrieb fürs OHO ein Stück, Lafnitz heißt es, das sich ums damals neues Phänomen des europäischen Migrierens von Ost nach West drehte. Als Buch sollte es zweisprachig sein, deutsch und rumänisch. Einen Übersetzer hatte man mit dem rumänischen deutschen Schriftsteller Franz Remmel, mit dem sich nach 1989 Kontakte ergeben hatten, auch schon. Aber kein Verlag wollte sich die Mühsal des Zweisprachigen antun.

Der Kulturmanager Horst Horvath, damals Geschäftsführer des OHO, Peter Wagner und Martin Wachter, der als Herausgeber der Wiener Straßenzeitung UHUDLA schon einschlägige Erfahrung hatte, gründeten daraufhin 1992 gleich selber einen Verlag. Lex Liszt 12 heißt er bis heute.

Nach eigenem Gesetz

Den Namen erklärt Horvath programmatisch: "Lisztgasse 12 ist die Adresse des OHO. Und Lex bezieht sich darauf, dass wir gesagt haben: Wenn keiner will, machen wir es eben selber. Nach eigenem Gesetz."

Den Verlag Lex Liszt 12 leitet Horst Horvath bis heute, "wir sind die Plattform für burgenländische Autoren und Themen mit einem Schwerpunkt auch auf den Jungen". Katharina Tiwald und Clemes Berger und der schräge Heimat- und Hallenbaddichter Wolfgang Millendorfer haben zum Beispiel hier ihre Karrieren gestartet. Manch andere sind gerade dabei. Lex Liszt ist ein Verlag auch für regionalspezifische Monografien, Ortsgeschichten. Besonderes Augenmerk gilt den Roma. Stefan Horvath hat sich in und mit Lex Liszt 12 zu einem der renommiertesten Autoren der Volksgruppe geschrieben.

Falls wer noch was braucht für untern Baum, sollte vorbeischauen auf der Webseite. (Ein Tipp: Das neu erschienene Buch 100 Jahre süße Tradition aus dem Burgenland könnte jedenfalls einige Backinspiration für die dunkle Zeit bieten.)

Inszenierte Bücher

Aus dem Verlag Lex Liszt 12 hat sich 2011 die Edition Marlit als zweite Leseecke herausgelöst. Eveline Rabold und ihre verstorbene Partnerin Vera Sebauer wollten Bücher nicht nur machen, sondern inszenieren. "Wir nehmen uns bewusst Zeit für die Gestaltung der Bücher", sagt die Grafikdesignerin, Fotokünstlerin, ausgebildete klassische und ausübende Jazzsängerin, "wir wollen schöne Bücher machen." Es sei kein Zufall, "dass viele unserer Bücher dafür schon ausgezeichnet wurden.

Inhaltlich ist Marlit natürlich pannonisch zentriert. Peter Wagner, Rabolds Lebensgefährte, ist vertreten. Oder Heinz Vegh. Für manche außerhalb des Burgenlands mögen sie Neuentdeckungen sein. Aber wenn, dann jedenfalls lohnende.

Wortewürger

Wer den Advent dazu nützen will, ein wenig im Pannonischen zu schmökern, sollte unbedingt den Siegmund Kleinl zur Hand nehmen. Ein Wortwürger und -beutler ist der. Einer, der das Sprachmaterial auswringt, bis neue Sinntropfen herauskommen. Zuletzt erschienen ein gewagtes Werk. In dem Gedichtswälzer "PropheZeit. Dem Wort im Wort" wirft er ebendiese den Liedern der biblischen Propheten nach, auf dass sie neu zu klingen beginnen mögen.

Silvesterprogramm

Verlagschefin Eveline Rabold hat unlängst die Obfrauschaft des OHO-Trägervereins übernommen. Gemeinsam mit Geschäftsführer Alfred Masal steuert sie nun den Kahn zwischen Skylla Geldnot und Charybdis Corona.

Jedenfalls zu Silvester soll es, teils gestreamt, Programm geben. "Mit dem Musiktheater "Der Fluss haben wir Freude- und Klagelieder der Volksgruppen zusammengefügt" Mit Der "Fluss sucht sich ein neues Bett", in der Burgenländer und Burgenländerinnen zusammengestellt, die es aus aller Herren Länder hierher verschlagen hat, gibt es nun die Fortsetzung." (Wolfgang Weisgram, 3. 12. 2021)