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Petr Uhl verbrachte insgesamt neun Jahre in Haft.

Foto: AP / ČTK / Rene Volfík

Petr Uhl, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten aus dem Kreis der ehemaligen tschechoslowakischen Dissidenten, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 80 Jahren, wie seine Familie bestätigte.

Uhl engagierte sich zur Zeit der kommunistischen Diktatur als linksgerichteter Verteidiger von Bürger- und Menschenrechten und verbrachte dafür insgesamt neun Jahre in den Gefängnissen des Regimes. Im Dezember 1968, nur wenige Monate nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Truppen des Warschauer Pakts, gründete der studierte Maschinenbauingenieur die Bewegung der Revolutionären Jugend. Ein Jahr später wurde er zum ersten Mal festgenommen und im Anschluss zu vier Jahren Haft verurteilt.

Doch Uhl ließ sich auch weiterhin nicht einschüchtern. In den 1970er-Jahren wurde er Mitbegründer einer Organisation zur Verteidigung von politisch Verfolgten und – neben dem späteren Präsidenten Václav Havel – einer der ersten Unterzeichner der Charta 77. Bald danach wurde er erneut verurteilt, diesmal zu fünf Jahren.

Bei der Samtenen Revolution des Jahres 1989 spielte er eine aktive Rolle, wurde Abgeordneter des dann im Zuge der Teilung der Tschechoslowakei aufgelösten Föderalen Parlaments und Anfang der 1990er-Jahre Chef der Nachrichtenagentur ČTK. Der Journalismus sollte auch später sein zentrales Tätigkeitsfeld bleiben. Unter anderem war er Kommentator der Tageszeitung "Právo" und schrieb bis zuletzt für diverse Internetmedien.

Europäischer Karlspreis

Unter dem – damals sozialdemokratischen – Premier Miloš Zeman, dem heutigen Staatspräsidenten, war Uhl von 1998 bis 2001 Regierungsbeauftragter für Menschenrechte. Danach engagierte er sich mehrere Jahre lang bei den tschechischen Grünen.

Dass er sich als linker Dissident gegen das kommunistische Regime gestemmt hatte, blieb nicht der einzige Beleg dafür, dass er nirgendwo gerne im Mainstream mitschwamm. So war er ein lautstarker Kritiker der Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg und vertrat die Ansicht, dass diese auch durch die vorangegangenen Verbrechen der nationalsozialistischen Besatzer nicht zu rechtfertigen sei.

2008 erhielt er den Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Uhl war außerdem Träger zahlreicher weiterer Auszeichnungen im In- und Ausland. 2002 etwa verlieh im die österreichische Sektion von Reporter ohne Grenzen einen Preis für seine Verdienste im Kampf um die Pressefreiheit.

Petr Uhl hinterlässt seine Ehefrau Anna Šabatová, ebenfalls Bürgerrechtlerin und frühere tschechische Ombudsfrau, sowie vier Kinder. (Gerald Schubert, 2.12.2021)