Die Austria wird durch schwierige Zeiten manövriert.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Am Mittwoch haben Austria-Präsident Frank Hensel und der Verwaltungsratsvorsitzende Robert Zadrazil Post bekommen. Auf zwei dem STANDARD vorliegenden Seiten bietet die Insignia Group des georgischen Geschäftsmannes Michael Surguladze dem finanzmaroden Fußballverein aus Wien-Favoriten 25 Millionen Euro an.

Haken an der Sache: Der vermeintliche Geldregen kommt zu spät. Die Austria ist sich bereits mit einer österreichischen Investorengruppe rund um Ex-LASK-Zampano Jürgen Werner und Teilen des aktuellen Präsidiums einig. Es fehlen nur noch Details, der Vertrag mit der "Viola Investment GmbH" soll in spätestens drei Wochen unterschriftsreif sein.

25 Millionen Euro sind ein Batzen Geld, und die Insignia hatte für dessen Verwendung eine konkrete Vorstellung.

  • 12,5 Million Euro werden für den Erwerb von 49,9 Prozent der Anteile an der FK Austria Wien AG verwendet.

  • 2,5 Million Euro gehen an die FK Austria Wien International Marketing GMBH für Marketingleistungen.

  • 10 Million Euro werden als Sponsoring bis zur Saison 2023/24 erbracht.

Und welche Bedingungen hätte der wohl verhinderte Großinvestor an die Austria gestellt?

  • Durchführung einer Due Diligence durch ein unabhängiges Beratungsunternehmen.

  • Beendigung der Zusammenarbeit mit Vorstand Gerhard Krisch und Sportdirektor Manuel Ortlechner.

  • Ein Mitglied einer königlichen Familie aus dem Nahen Osten als Ehrenpräsident.

  • Drei Sitze für die Insignia in einem neu gewählten Aufsichtsrat.

Die Insignia schlägt der Austria in dem Schreiben ein Treffen in Istanbul oder Dubai vor. Dazu wird es – wenig überraschend – nicht kommen. In einer Stellungnahme der Austria hielt Krisch am Donnerstagabend fest, dass "es mit potenziellen Investoren eindeutig abgestimmt war, welche formalen und zeitlichen Anforderungen für die Abgabe eines Angebots einzuhalten sind. Das war auch der Insignia Group bekannt."

Im März 2021 wurde die Insignia im Rahmen einer hochtrabenden Präsentation vorgestellt. Die strategische Partnerschaft hätte internationale Sponsoren bringen und die Austria zurück auf die große Fußballbühne führen sollen. Passiert ist wenig bis gar nichts.

Auslaufender Vertrag

Die Insignia war in Österreich angetreten, um sich einen Ruf zu erarbeiten. Dieses Ziel wurde erreicht. Auch das nun – nach der Deadline – abgegebene Angebot dient laut Insidern wohl hauptsächlich der Wahrung der eigenen Reputation.

Der Vertrag zwischen der Austria und Insignia über die International Marketing GmbH läuft bis Jänner 2022. Dann kann er von beiden Parteien einseitig gekündigt werden. Das Ende einer von Missverständnissen geprägten Geschichte naht. (Philip Bauer, 2.12.2021)