Auch die letzte Inszenierung war gelungen. Ehrlich. Das war ein Abgang ohne Weinerlichkeit und Wut.

Sebastian Kurz hat seinen Rückzug aus der Politik bekanntgegeben.
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Allerdings war da nie viel mehr als Inszenierung. Der talentierte Mr. Kurz hatte wenig Substanz. Etliche Gesprächspartner fragten sich früh, was er eigentlich will. Als es schwierig wurde, mit der Justiz und der Pandemie, half Inszenierung nicht weiter.

Aber so jemand muss ja erst gewählt werden. Das Scheitern des Sebastian Kurz ist auch unseres. Wieso sind so viele auf ihn hereingefallen? Was ist mit einer Mehrheit der österreichischen Wählerschaft, dass man einem wenig erfahrenen, wenig gebildeten, wenig empathischen jungen Mann das Land anvertraute? Weil er so nett wirkte?

Eine Antwort liegt in der leicht unerwachsenen Ambivalenz vieler Österreicherinnen und Österreicher gegenüber der Politik. Sie wollen damit nichts zu tun haben, verachten sie, unterwerfen sich aber gleichzeitig nur zu gerne, wenn dann so ein Mini-Messias daherkommt. Binnen 30 Jahren ist jeweils ein gutes Drittel der Wähler auf drei jugendliche Blender hereingefallen: Haider, Grasser, Kurz. Man erwartete Erlösung statt gutem Handwerk. Die Blender lösten allerdings auch breiten Widerstand aus. Ganz ging der Realitätssinn nicht verloren.

Also, es war wieder nix mit einer Erlöserfigur. Ist es möglich, beim nächsten Mal von Anfang an kritischer, überlegter, weniger anbetungsbereit zu sein? Wir brauchen keinen Mini-Messias. (Hans Rauscher, 2.12.2021)