Fritz Karl, Gerhard Liebmann, Aglaia Szyszkowitz, Marie-Luise Stockinger in "Man kann nicht alles haben", zu sehen am 8. Dezember in ORF 1.

Foto: ORF/Epo Film/Stefan Haring

Wien – "Komödie kennt kein Erbarmen. Entweder ist es lustig – oder nicht." Michael Kreihsl muss es wissen. Der 63-Jährige hat sich in den vergangenen Jahren zum Komödienspezialisten gemausert. An den Kammerspielen des Theater in der Josefstadt inszenierte er einige Stücke von Erfolgsautor Daniel Glattauer, im Kino lief zuletzt "Risiken und Nebenwirkungen" nach Stefan Vögels Stück "Die Niere". Am 8. Dezember hat seine neue ORF-Stadtkomödie Premiere: "Man kann nicht alles haben".

Im Mittelpunkt des in Graz spielenden TV-Films steht ein Generationenkonflikt. Die Tochter einer beinharten Scheidungsanwältin hat sich in einen Alt-Rocker verliebt und möchte ihn heiraten. Die Mutter setzt alles daran, die Pläne zu durchkreuzen, weiß sie doch aus erster Hand, dass Richie Moosleitner zwar ein attraktiver, doch auch ein höchst unzuverlässiger Mann ist: Sie war früher selbst mit ihm zusammen. Was die Tochter (vorerst) nicht ahnt. "Wenn man so etwas dreht, ist das Wichtigste der Rhythmus, Beat and Pause, wie die Engländer sagen", so Kreihsl zur APA. "Und vor allem braucht man den richtigen Cast." Hier konnte der Regisseur aus dem Vollen schöpfen.

Opus als Statisten

Für den alternden Musiker Richie, der nach wie vor ein gefeierter Lokalheld ist, konnte er Fritz Karl gewinnen: "Er wollte das unbedingt machen. Für ihn ist so ein leicht überwuzelter Lederjacken-Nobelstrizzi eine neue Farbe. Für seine Band haben wir die Welthit-Gruppe Opus als Edelstatisten gewinnen können. Die waren super!" Als einst im Streit geschiedener Band-Kollege, der sich am Ende versöhnt und beim Comeback-Auftritt mitmacht, wurde Johannes Silberschneider engagiert. "Er hatte die Hauptrolle in meinem ersten Kinofilm 'Charms Zwischenfälle' und hat sofort zugesagt."

Die in der Branche "das Krokodil" genannte Anwältin spielt Aglaia Szyszkowitz, mit der Kreihsl von "Tigermännchen sucht Tigerweibchen" (2002) bis "Die Wunderübung" (2018) immer wieder zusammengearbeitet hat. "Sie hat so eine sympathische Brüchigkeit, die in vielen Momenten des Films zum Schillern gebracht wird." Marie-Luise Stockinger spielt ihre rebellische Tochter Anna. "Wir hatten mit Kreihsl ein Wahnsinns-Glück, denn er ist ein echter Theater-Mann. Man hat die Dinge teilweise sehr oft wiederholt und sich dadurch wahnsinnig sicher gefühlt. Man hat gemerkt: Er lässt nicht los, bevor es stimmt. Für mich hat die Arbeit vor der Kamera ja etwas von einer Laborsituation, wo man auch ausprobieren kann. Anders als im Theater muss man hier nicht sofort abliefern", sagt die Oberösterreicherin, die von den Zeltfesten ihrer Jugend die Hits von Opus, EAV und STS noch im Ohr hatte. "Die sind ja allgemeines Kulturgut – auch wenn ich zugeben muss, dass ich sie nicht auf meiner eigenen Playlist hatte", lacht die 29-Jährige.

Rebellion gegen die Mutter

Seit 2015 ist Stockinger im Burgtheater-Ensemble. Zuletzt ging sie in zwei Inszenierungen von Frank Castorf ganz aus sich heraus. "Die Begegnung mit Castorf war für mich ein richtiges Geschenk, eine totale künstlerische Bereicherung. Ich hoffe auf viele weitere Arbeiten mit ihm", schwärmt die Schauspielerin, die zuletzt für einen Nestroy-Preis nominiert war. "Ich war sehr froh, dass die Gala abgesagt wurde. Einen Tag vor dem Lockdown hätte man sich nicht wohlgefühlt."

Wohlgefühlt hat sie sich dagegen am Set mit Fritz Karl, der schon ihr Vater Karl VI. war, als sie bei Robert Dornhelm in ihrem ersten großen Film die junge Maria Theresia spielte, besonders aber mit ihrer "Mutter" Aglaia Szyszkowitz. "Die Szenen mit ihr haben spielerisch mehr hergegeben, weil man merkt, das sind zwei Frauen, die sich aneinander abarbeiten. Anna hat ihren eigenen Kopf und ist kein armes Naivchen. Die Beziehung zu Richie ist weniger die große Liebe als Rebellion gegen ihre Mutter."

"Bisschen ein Märchen"

Dass das Drehbuch von Peter Hengl und Marc Schlegel die Paare am Ende altersgemäß zusammenführt und Anna doch bei Richies Sohn Michi (Aaron Friesz) landet, den ihre Mutter in ihrer Intrige auf sie angesetzt hatte, ist für Stockinger durchaus kein Happy End und für Kreihsl ein klassischer Opern-Schluss, bei dem eben die "richtigen" Paare zusammenfänden. "Das ist ja kein realistischer französischer Beziehungsfilm, sondern ein bisschen ein Märchen. Das Verweben von Musik mit sehr menschlichen Figuren, die zum Lachen anregen, funktioniert. Das sind keine bloßen Typen, sondern Menschen. Die Lebensfragmente dieser Leute zu zeigen und dabei die 80er und 90er mit einer gewissen ironischen Distanz darzustellen, hat viel Spaß gemacht." (APA, 3.12.2021)