40 Prozent der befragten Personen würden laut einer aktuellen Studie nicht für einen "Umweltsünder" arbeiten.

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Green Jobs boomen. Beinahe jeder 20. Arbeitsplatz in Österreich ist ein Green Job. Der Begriff wird in der Europäischen Union aber sehr weit gefasst. Laut Definition der EU sind Green Jobs Arbeitsplätze in der Herstellung von Produkten und Technologien sowie Dienstleistungen, die Umweltschäden vermeiden und natürliche Ressourcen erhalten.

Dass immer mehr Menschen in ihrem Berufsalltag einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen, zeigt auch eine Studie von Wien Energie und Deloitte Österreich. Darin wurde der Fragen nachgegangen, worauf Menschen mit einer naturwissenschaftlichen oder technischen Ausbildung (MINT) bei der Arbeitgeberwahl besonderen Wert legen und welchen Einfluss Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf diese Wahl haben. Und: Jede vierte Person, so die Studie, will selbst in einem Green Job tätig sein.

Green Jobs erhöhen insbesondere für umweltbewusste Menschen die Arbeitgeberattraktivität, aber nur "green" zu sein, reiche nicht. Nachhaltigkeit sei allerdings generell ein wichtiger Faktor in der Arbeitgeberwahl: 40 Prozent der befragten Personen würden nicht für einen "Umweltsünder" arbeiten. "Green Jobs lösen bestimmte Erwartungen aus, aber nur 14 Prozent denken, dass diese Jobs auch halten, was sie versprechen", sagt Anna Nowshad, Partnerin bei Deloitte Österreich. Und dafür reiche es nicht, wenn Unternehmen nur über Nachhaltigkeit sprechen und Strategien aufschreiben. Mitarbeiter wollen sehen, wie Nachhaltigkeit gelebt wird. Sie merkt aber auch an, das oft noch Unklarheit darüber herrsche, was hinter einem Green Job eigentlich stecke und welche Berufe tatsächlich als solche gewertet werden.

Gesellschaftliche Komponente

Nachhaltigkeit habe laut der Studie aber nicht nur die ökologische Dimension, auch auf soziale Nachhaltigkeit werde bei den jungen Arbeitnehmern immer stärker Wert gelegt. Dazu gehöre beispielsweise auch der Themenbereich Gender-Diversität. Die Befragten sehen aber hier noch großen Aufholbedarf. Nur 36 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass österreichische Betriebe im technischen Bereich Frauen in Führungspositionen fördern. Klare Botschaft der Studie: Es reiche nicht, Frauen in technische Berufe zu bringen, wenn diese anschließend nicht auch die Möglichkeit haben, Karriere als (Teilzeit-)Führungskraft oder Expertin zu machen.

"Jungen Talenten geht es um ein attraktives Gesamtpaket. Durch die eigene Arbeit etwas Sinnvolles zu tun, ist wichtiger als die Bezahlung. Die Generationen Y und Z schreiben vor allem einer guten Work-Life-Balance sowie der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz hohe Bedeutung zu. Sie wollen lernen und weiterkommen", so Nowshad.

Große Herausforderungen gibt es auch für die Energiebranche: Zwar wird dem Sektor im Kampf gegen den Klimawandel von 51 Prozent der Befragten eine bedeutende Rolle zugeschrieben. Doch verstärkt durch den demografischen Wandel werde sich in diesem Bereich der Fachkräftemangel verschärfen, ergänzt Karl Gruber, Geschäftsführer der Wien Energie. "Schon heute arbeiten hunderte Mitarbeiter in über 40 nachhaltigen Berufsfeldern. In Zukunft wird die Zahl an Green Jobs bei Wien Energie massiv ansteigen." (Gudrun Ostermann, 3.12.2021)