Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde befürwortet die Impfung für die Fünf- bis Zwölfjährigen, ebenso das Nationale Impfgremium.

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Wie stark Corona die ganz Kleinen betrifft, ist derzeit ein vieldiskutiertes Thema in den Medien. Immerhin fragen sich viele Eltern, ob und wie rasch sie ihre Kinder impfen lassen sollen. Bisher gab es wenig Datenmaterial, wie viele Kinder aufgrund von Covid-19 oder mit Spätfolgen ins Krankenhaus mussten. Jetzt hat die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGJK) erstmals Zahlen bekanntgegeben.

Dass auch Kinder von schweren Verläufen betroffen sind, steht außer Frage. Vor wenigen Tagen ist in Niederösterreich sogar ein Bub an Covid-19 verstorben. Der Vierjährige litt laut Bericht der "Kronen Zeitung" an Vorerkrankungen, er hatte ein Loch im Herz und chronische Bronchitis. Und eine Erkrankung kann auch Spätfolgen haben. Immer wieder erkranken Kinder an einem Hyperinflammationssyndrom, einer überschießenden Reaktion des Immunsystems, die alle Organe betreffen kann und im Schnitt vier bis sechs Wochen nach einer Infektion auftritt.

Wie steht es nun tatsächlich um die Hospitalisierungsraten? Das ist gar nicht so einfach zu sagen, da die Datenlage sehr schlecht aufgearbeitet ist. Die ÖGKJ hat jetzt versucht, einen Überblick zu geben. Zuerst ein paar Zahlen, um das Krankheitsgeschehen einordnen zu können: Zu Beginn des aktuellen Lockdowns am 22. 11. 2021 wurden pro Tag mehr als 2.600 Kinder zwischen fünf und 14 Jahren positiv getestet, so die ÖGKJ. Diese definitiv sehr hohe Zahl entspricht in etwa drei Promille der rund 850.000 Kinder in dieser Altersgruppe.

Daten der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), der Med-Uni Graz (MUG) und der ÖGKJ zeigen außerdem, dass in den ersten beiden Wellen rund 60 Prozent der als infiziert entdeckten Kinder in Österreich auch Symptome entwickelt haben. Durch das derzeit bei allen Schülern durchgeführte Screening müsse davon ausgegangen werden, dass wesentlich mehr Infektionen entdeckt werden, die nicht zu symptomatischen Erkrankungen führen. Das decke sich auch mit den Beobachtungen der österreichischen Kinder- und Jugendabteilungen, so die ÖGKJ in der Aussendung.

Neue Daten

Dazu wurden konkrete Daten bis zum 30. September 2021 bekanntgegeben (aktuellere Daten stehen noch nicht zur Verfügung): Laut Entlassungsstatistik der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) sind bis 30. 9. des Jahres 380 Kinder zwischen fünf und 14 Jahren mit einer Sars-Cov-2-Infektion stationär aufgenommen worden. Bei 218 davon war Covid-19 die Hauptdiagnose. Im gleichen Zeitraum wurde bei 66.285 Kindern dieser Altersgruppe eine Sars-Cov-2-Infektion bestätigt. Daraus ergibt sich in diesem Zeitraum eine Hospitalisierungsrate von 0,6 Prozent bzw. 0,3 Prozent für Kinder mit Hauptdiagnose Covid-19. Aktuelle Hospitalisierungsraten scheinen jedoch geringer zu sein, so die ÖGKJ.

Exemplarische Daten aus dem Zeitraum 1. 9. bis 26. 11. 2021 gibt es aus der Steiermark: Die Sieben-Tage-Inzidenz der Fünf- bis 14-Jährigen mit diesem Stichtag beträgt dort 1.763,4, bei rund 110.000 steirischen Kindern in der Altersgruppe. Bei 8.176 Infizierten kam es zu insgesamt 16 Hospitalisierungen, das entspricht einer Rate von 0,2 Prozent. Es gab keine Aufnahme auf eine Intensivstation und keine wegen eines Hyperinflammationssyndroms.

Ähnliche Daten kommen aus anderen Bundesländern. In der Wiener Klinik Ottakring, die eine Sars-CoV-2-Station für Kinder und Jugendliche des Gesundheitsverbunds Wien führt, waren mit Stichtag 27. 11. 2021 vier Säuglinge in stationärer Behandlung, ein Jugendlicher und kein Kind zwischen fünf und 14. In der Klinik Donaustadt, die ebenfalls eine Sars-CoV-2-Station und eine Intensivstation für Kinder und Jugendliche mit Hyperinflammationssyndrom führt, gab es seit Beginn der vierten Welle im September fünf Fälle mit Hyperinflammationssyndrom.

Aus Kärnten wurden aktuell drei stationär aufgenommene Kinder berichtet, seit September 2021 gab es keinen Fall eines Hyperinflammationssyndroms. In Vorarlberg wurde mit Stand 27. 11. ein Säugling stationär behandelt, ebenso wie ein Kind zwischen fünf und 14 Jahren, kein Fall von Hyperinflammationssyndrom. Und in der Kinderklinik Innsbruck wurden zwei Kinder stationär behandelt, seit September gab es zwei Fälle mit Hyperinflammationssyndrom.

Bessere Kenntnis der Krankheit

Was sind die Gründe für diesen Rückgang an Hospitalisierungen? Die ÖGKJ nennt einige Möglichkeiten: eine zurückhaltendere Aufnahme aufgrund besserer Kenntnis der Erkrankung; die bereits erfolgte Impfung von Kindern und Jugendlichen mit erhöhtem Risiko und ihres Umfelds; eine geringere Dunkelziffer an Erkrankungen als in früheren Phasen der Pandemie ebenso wie eine Kombination aus den genannten Faktoren.

Es liege ihr fern, Sars-CoV-2-Infektionen und deren Komplikationen bei Kindern und Jugendlichen zu verharmlosen, so die ÖGKJ: "Wir treten dafür ein, dass Infektionen auch in dieser Altersgruppe durch vertretbare nichtpharmazeutische Maßnahmen und vor allem durch die jetzt zur Verfügung stehenden Impfungen verhindert werden." Die Kinder- und Jugendmedizinerinnen und -mediziner seien in ihrer täglichen Arbeit aber auch mit anderen gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie auf diese Altersgruppe konfrontiert, wie psychosoziale und psychosomatische Probleme, die wesentlich auf die Schulschließungen und die daraus folgende Isolation zurückzuführen seien. (Pia Kruckenhauser, 3.12.2021)