Magnus Brunner folgt Gernot Blümel als Finanzminister nach.

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Wer ist Magnus Brunner? Auf die Frage kennen die meisten Menschen keine Antwort. 52 Prozent der Befragten haben vor rund zwei Monaten in einer Umfrage der Tageszeitung "Heute" angegeben, den bisherigen türkisen Staatssekretär im Klimaschutzministerium nicht zu kennen. Vier Prozent ist er immerhin positiv aufgefallen, neun Prozent negativ.

Das könnte sich bald ändern. Brunner wird nach Gernot Blümel für die ÖVP ins Finanzministerium einziehen. Dorthin dürfte er jedenfalls mehr ökonomisches Wissen mitbringen als sein Vorgänger, der studierte Philosoph: Der gebürtige Vorarlberger hat Betriebswirtschaftslehre und Rechtswissenschaften studiert. Ende der 1990er-Jahre absolvierte der heute 49-Jährige ein postgraduales Studium am renommierten King’s Kollege in London. Ihm werden Erfahrung in der Wirtschaft und Verhandlungsgeschick mit Interessenvertretern nachgesagt.

Ex-Kanzler Sebastian Kurz, Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner und Magnus Brunner (v. li. n. re.) beim umstrittenen Besuch im Kleinwalsertal.
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Brunner wuchs in der Gemeinde Höchst auf, an der Grenze zur Schweiz. Schon während seiner Studienzeit jobbte er in den Sommermonaten in der Buchhandlung seiner Familie. Nach einem kurzen Abstecher als Trainee bei der Industriellenvereinigung legte Brunner den Grundstein für seine politische Karriere bei der Volkspartei. Dort habe er sich "recht geschickt hochgearbeitet", wie Wegbegleiter erzählen. Für drei Jahre war er Büroleiter des ehemaligen Vorarlberger Landeshauptmanns Herbert Sausgruber (ÖVP). Nebenbei war er als Mitglied der Gemeindevertretung seiner Heimat Höchst tätig.

2002 ging Brunner zum Wirtschaftsbund und übernahm die Funktion des politischen Direktors. Wenige Jahre später wechselte der Vater dreier Söhne in den Vorstand der Ökostrom-Abwicklungsstelle OeMAG. 2018 wurde Brunner zum Vizepräsidenten des Bundesrates ernannt. Die Position hielt er bis zu seiner nächsten Station als Staatssekretär im Klimaschutzministerium inne.

Brunner und Gewessler waren im Klimaschutzministerium nicht immer auf einer Linie.
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Dort fungierte er als eine Art türkiser Watchdog für die grüne Klimaministerin Leonore Gewessler. Dabei sorgte er nicht nur für Begeisterung beim Koalitionspartner. So ist der Politiker regelmäßig in den Flieger gestiegen, um berufliche Termine in Vorarlberg wahrzunehmen. Nicht zur Freude der Grünen. Brunner sparte zudem nicht mit Kritik an den "Alleingängen" der grünen Klimaschutzministerin.

Der Staatssekretär hatte etwa die Evaluierungen von Straßenbauprojekten, die nun zu einem Aus des Lobautunnels geführt haben, kritisiert. Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) liefen aus seiner Sicht zu langsam, was er dem Juniorpartner regelmäßig über Medien ausrichtete: "Wer am Freitag für mehr Klimaschutz demonstriert, muss am Montag auch die notwendigen Projekte unterstützen."

Noch kein gemeinsamer Weg

Dafür übernahm Brunner jene Bereiche im Verkehrs- und Klimaschutzministerium, die nicht in die grüne Agenda passen – wie etwa den Flugverkehr. Zu inhaltlichen Gemeinsamkeiten mit den Grünen in Sachen Klima sagte Brunner: "Das Ziel eint uns, der beste Weg dorthin – noch – nicht."

Brunner wird künftig ins Finanzministerium einziehen.
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Brunner gilt als leidenschaftlicher Tennisspieler beim TC Bregenz. Sein ITN, die Ziffer auf der Bewertungsskala im Tennis, beträgt aktuell 5,7. Zum Vergleich: Dominic Thiems Wert macht derzeit 1,05 aus. Die Skala reicht von 1 bis 10. Seit mehr als einem Jahr ist Brunner Präsident des Österreichischen Tennisverbands, davor war er jahrelang dessen Vize.

Unter dem medialen Radar

Der Finanzminister in spe ist gut vernetzt, blieb aber dennoch jahrelang unter dem medialen Radar. Brunner, der stets mit einem breiten Lächeln vor Kameras tritt, sei freundlich und angenehm im Umgang, sagen jene, die ihn kennen. "Jemand, mit dem man sprechen kann" – weder abgehoben noch kompliziert. Er sei zugleich aber nicht einer, der gerne Verantwortung übernehmen und sich durchsetzen wolle, sagen mehrere politische Wegbegleiter. Bei manchen Themen würde ihm die Eigeninitiative fehlen.

Brunner sei "kein Partei-Apparatschik", ist außerdem zu hören. Der Politiker, der meist auf die Krawatte verzichtet, würde sich in beiden Welten der ÖVP wohlfühlen, in der türkisen und in der schwarzen. In der zerrütteten Volkspartei dürfte Brunner damit ein logischer Kandidat gewesen sein. (Nora Laufer, Andreas Danzer, 3.12.2021)