Das iranische Parlament am 1. Dezember, während einer Ansprache von Präsident Ebrahim Raisi.

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Teheran – Im Iran ist erstmals eine Frau an die Spitze einer politischen Partei gewählt worden. Medien zufolge wurde die 57-jährige Azar Mansouri Generalsekretärin der reformorientierten Partei Ettehad-e Mellat (Volksunion). Auf dem Parteitag konnte sie sich bei der internen Wahl gegen ihre männlichen Konkurrenten durchsetzen, so das Nachrichtenportal "Entekhab".

Unbequeme Regimekritikerin

Mansouri gehört seit Jahren zum Reformflügel des Landes und war auch im Beraterteam des moderaten Präsidenten Mohammed Khatami (1997–2005). 2009 wurde sie bei Protesten gegen die Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad verhaftet und zu drei Jahren Haft verurteilt. Seitdem gilt Mansouri im islamischen Establishment als unbequeme Regimekritikerin.

Die Partei Ettehad-e Mellat spielt wie der gesamte Reformflügel derzeit keine wichtige Rolle im Land. Nachdem die Reformregierung von Präsident Hassan Rouhani (2013–2021) die Erwartungen der Wähler nicht erfüllen konnte, gerieten auch alle Reformparteien in eine politische Krise. In der Folge kam es zum Wahlsieg der Erzkonservativen und Hardliner bei der Parlamentswahl 2020 und dem Präsidentschaftsrennen 2021. Nun hoffen die Reformer mit neuen Gesichtern, insbesondere Frauen, beim Volk und den nächsten Wahlen wieder zu punkten. (APA, 3.12.2021)