Ein Mensch aus der Tube, verschnörkelte Beine oder ein schmuckes Hinterteil – das kommt dabei heraus, wenn das Künstlerduo Rottingdean Bazaar und die Künstlerin und Fotografin Annie Collinge einen Workshop an der Wiener Universität für angewandte Kunst abhalten.
Über vier Tage hinweg begleiteten sie die Studierenden der Klasse für Angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien bei der Produktion dieser Fotostrecke. "Sie sollten sich dabei Gedanken über optische Täuschungen, Surrealismus sowie unkonventionelle Verwendung von Objekten machen und die jeweiligen Kleidungsstücke gezielt für den gewünschten visuellen Effekt einsetzen", erklärt Luke Brooks von Rottingdean Bazaar.
Neben formalen Vorgaben gab es keine inhaltlichen Einschränkungen. Alle Bilder sollten für sich allein stehen können. Das verbindende Element aller Sujets: Mode in Schwarz-Weiß. "Am Anfang erschien uns diese Klammer zu simpel. Sie hat sich aber schlussendlich bewährt", sagt Annie Collinge.
Sie und ihre Kollegen fungierten bei dem Workshop als Guides für die Studierenden. Während der Zeit auf der Uni tendiere man dazu, mehrere Ideen zu vermischen. Oft erlange man erst mit Alter und Erfahrung das Selbstbewusstsein, Dinge einfach zu halten, sagt James Theseus Buck von Rottingdean Bazaar.
Zwischen Kunst und Styling
Er und sein Partner Luke Brooks haben Mode an der renommierten Universität Central Saint Martins studiert. Dort wurde ihnen aber gesagt, sie seien keine Designer. Und tatsächlich lässt sich ihre Arbeit eher zwischen Kunst und Styling verorten. Benannt haben sich Rottingdean Bazaar nach ihrem Wohnort Rottingdean nahe Brighton.
Dort studierte Annie Collinge Fotografie. Durch Instagram wurde sie auf Luke und James aufmerksam, kontaktierte sie, und so entstand eine enge Kooperation, die seit über fünf Jahren besteht. Mit Arbeiten für Kunden wie Bottega Veneta, Paul Smith oder Carhartt sowie Fotostrecken in renommierten Magazinen haben sie international Starstatus in der Kreativszene erlangt. Die drei inszenieren Mode auf ungewöhnliche und künstlerisch-humorvolle Art.
"Sie behandeln Kleidungsstücke als Objekte, Skulpturen oder fast Bastelmaterial. Dadurch wird der Mode der Nimbus der Klasse, des Luxus genommen. Das ist sympathisch", sagt die Professorin der Klasse, Maria Ziegelböck.
Es mache keinen Unterschied, ob sie ein Sackerl vom Supermarkt oder ein Haute-Couture-Kleid inszenieren, drückt es Yasmina Haddad überspitzt aus. Sie lehrt ebenfalls in diesem Studiengang und hat das Projekt mit Rottingdean Bazaar, Annie Collinge und dem RONDO initiiert.
Etwas zu produzieren, das in einem etablierten Magazin veröffentlicht wird, habe die Latte für alle Beteiligten hoch gelegt, sind sich Ziegelböck und Collinge einig. Das Ergebnis zeige, dass sich das gegenseitige Vertrauen gelohnt hat. Dem kann man nur zustimmen. (Michael Steingruber, RONDO, 9.12.2021