In ihrer Recherche zeigen deutsche Medien, dass eine systematische Löschung einfach wäre.

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Inhalte, die schon längst in den Händen von Ermittlungsbehörden sind, werden nicht entfernt. Und das, obwohl sie schwersten Kindesmissbrauch zeigen: Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Recherche der Tagesschau, STRG-F und dem "Spiegel". So hatten deutsche Behörden die vier Drahtzieher hinter einer der größten Pädosexuellen-Plattformen im Darknet gefasst – und das Forum vom Netz genommen.

Das Problem dabei: Die Inhalte von massivem Missbrauch, teils von Kindern im Säuglingsalter, waren nicht direkt auf der Plattform gespeichert. Vielmehr verlinkten ihre User auf Webseiten unterschiedlicher Filehosting-Plattformen. Dort blieben die Dateien weiterhin abrufbar. Schon bald nachdem die Pädosexuellen-Plattform offline war, hatten andere Nutzer bereits Kopien mit allen verzeichneten – und noch verfügbaren – Links etabliert.

STRG_F

"Täterorientierte" Ermittlungen

Auf Nachfrage erklärte das deutsche Bundeskriminalamt, dass sich gerade Inhalte im Darknet nicht löschen lassen würden: Demnach seien Ermittlungen "täterorientiert" – man versuche, User zu fassen. "Wir sammeln keine Links ein", heißt es gegenüber der Tagesschau, Strg-F und dem "Spiegel".

Die personellen Ressourcen würden anderswo fehlen, wenn man Inhalte melden würde. Jedoch wolle man darüber nachdenken, ob die Behörde dazu beitragen kann, Inhalte zu löschen.

Systematisch löschen möglich

In ihrer Recherche zeigen die deutschen Medien, dass eine systematische Löschung einfach wäre: Nachdem die Filesharing-Hoster auf die illegalen Daten hingewiesen wurden, die auf ihren Servern gespeichert waren, löschten sie diese innerhalb von maximal zwei Tagen. Die Anbieter wissen selbst aufgrund der schieren Zahl an Dateien, die Nutzerinnen und Nutzer auf ihrer Seite hochladen, selbst gar nicht, was darin enthalten ist. Insgesamt wurden 80.000 Links entfernt.

Der Betreiber der Pädosexuellen-Plattform selbst erklärte sogar gegenüber den Medien, nicht zu glauben, dass es sich bei ihnen um Ermittlungsbehörden handelt, da diese nicht entfernen lassen würden. Der Innenminister von Nordrhein-Westfalen erklärte bei einem Interview, prüfen zu lassen, ob Löschungen vermehrt stattfinden können. (muz, 5.12.2021)