Der neue Kanzler Karl Nehammer neben Altkanzler Sebastian Kurz (beide ÖVP).

Foto: APA/Herbert Neubauer

Wir leben in interessanten Zeiten, in denen man sich nicht mehr wundert. Und damit man in diesem wunderlosen Unglück nicht vollends verstummt, ist man gut damit beraten, nach neuen Worten zu suchen.

Die Ereignisse der letzten Woche haben hier in jeder Hinsicht Potenzial. Abgehalftert zu sein zum Beispiel an und für sich schon recht unerfreulich, aber die größere Steigerung ergibt definitiv das Abkanzlern. Wer noch nie so richtig deftig in Grund und Boden abgekanzlert wurde, der werfe den ersten Stein!

Beschwingtes Aufkanzlern

Man kann auch Umkanzlern, was allerdings eine gewisse Flexibilität verlangt, wie alle Experimentalanordnungen. Nebenher droht immer das Schattenkanzlern, welches eine überaus fordernde Sportart werden kann. Oft ging dem flexiblen Umkanzlern ein beschwingtes Aufkanzlern voraus, bevor wieder abgekanzlert wurde, was dem Wiederkanzlern aber manchmal trotzdem nicht im Wege stand. Ein Wiederkanzler ist der kleine Bruder des Wiedergängers.

Fressen und Gefressenwerden

Kanzlern ist gleichzeitig ein Inbegriff des ewigen Lebenskreislaufs, des Fressens und des Gefressenwerdens. Abkanzlern geht schnell, während man nur Aufkanzlern kann, wenn die Sterne der Fortuna günstig stehen.

Was viele schon immer ahnten, aber in den letzten Jahren nur wenige klar zu benennen wagten, ist das anpatzige Danebenkanzlern. Für den Danebenkanzler ist das meist völlig harmlos. Den Dreck räumen andere auf. (Julya Rabinowich, 6.12.2021)