Wie üblich war das Derby eine intensive Angelegenheit.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Matthias Braunöder sorgte für eine sehr frühe Führung der Austria.

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Ercan Kara erzielte den Ausgleich.

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Wie gesagt: Geisterspiele mögen zwar eine gesundheitliche Notwendigkeit sein, aber sie beleidigen den Fußball, der nicht zuletzt von Emotionen lebt. Bei einem Wiener Derby ist die Leere besonders auffällig und bitter. Andererseits, man muss im pandemischen Elend das Positive sehen, kann es im Lockdown auf den Tribünen zu keinen Ausschreitungen und dummen Sprechgesängen kommen.

Rapid und die Austria bestritten am späten Sonntagnachmittag den 334. Klassiker, es war kalt, Nieselregen. Es hätte ja auch stürmen und schneien können, man ist für alles dankbar. Die Ausgangslage war klar und traurig, beide Teams bangen um die Teilnahme am Meisterplayoff. Die finanziell gebeutelte Austria überrascht allerdings, der Hasenstall bietet durchaus ansprechende Leistungen, das ist auch ein Verdienst von Trainer Manfred Schmid.

Rapid zog bekanntlich die Notbremse, Coach Didi Kühbauer wurde geschasst und durch Ferdinand Feldhofer ersetzt. Der 42-jährige Steirer debütierte also, er war selbstverständlich aufgeregt und positiv gestimmt, das einwöchige Kennenlernen hat ihm getaugt. "Ich habe jeder Minute genossen."

Schlamperei

Der Anpfiff hat sich um ein paar Minuten verzögert, ein Tornetz war nicht fachmännisch befestigt, mit Kabelbindern wurde diese Schlamperei beseitigt. Bei der Aufstellung verzichtete Feldhofer auf große Sensationen, okay, Maximilian Ullmann rückte wieder in die Startelf, auch Christoph Knasmüllner durfte beginnen. Das System war wie gehabt ein variables 4-2-3-1.

Bereits nach 49 Sekunden stellte Feldhofer einen Rekord auf. Denn so früh hat noch kein Rapid-Trainer sein erstes Gegentor kassiert, der Klub existiert immerhin seit 1899. Austrias Supertalent Ziad El Sheiwi tankte sich an der linken Seite durch, seinen Pass in den Rückraum verwertete Matthias Braunöder per Flachschuss in die lange Ecke zum 0:1. Tormann Paul Gartlers Reaktion fiel nicht in die Rubrik "Brillant".

Rapid war aber nicht sonderlich geschockt, sondern wurde präsent, attackierte früh. 25. Minute: Austrias Verteidiger Eric Martel foult im Strafraum Robert Ljubicic patschert, Ercan Kara verwandelt den Elfmeter staubtrocken zum 1:1, sein achtes Saisontor. Es war ein intensives, robustes, ansehnliches Match, El Sheiwi schied verletzt aus (16.). Schiedsrichter Walter Altmann zückte in der ersten halben Stunden fünfmal die Gelbe Karte, dieser Schnitt konnte glücklicherweise nicht gehalten werden. 42. Minute: Knasmüllner fetzt einen Freistoß an die Latte.

Nach der Pause sank das Niveau etwas, eigentlich deutlich. Die Austria traute sich ein bisserl mehr zu, bei Rapid schlichen sich Fehler im Spielaufbau ein, oft misslang bereits der vorletzte Pass. Kara wurde immerhin einmal gefährlich (64.). Diverse Wechsel auf beiden Seiten sorgten kaum für Besserung, es wurde mau und mauer, die Austria wirkte irgendwie zufrieden .

Triste Serie

Rapid hat im Allianz Stadion noch immer kein Derby gewonnen, fünf Remis und drei Niederlagen lautet nun die triste Bilanz. Trainereffekt hat es vorerst keinen gegeben, aber der ist im Fußball meist eine Mär. Feldhofer braucht die Zeit, die er möglicherweise bekommt.

Das Unentschieden brachte beide Klubs wenigstens über den ominösen Stich, Rapid ist Fünfter, die Austria Sechster. Und das nächste Derby kommt bestimmt. Vielleicht vor Zuschauern. Hoffentlich. (Christian Hackl, 5.12.2021)

Fußball-Bundesliga (17. Runde):

SK Rapid Wien – FK Austria Wien 1:1 (1:1). Wien, Allianz Stadion, keine Zuschauer erlaubt (wegen Corona-Lockdown), SR Altmann.

Tore:
0:1 (1.) Braunöder
1:1 (25.) Kara (Elfmeter)

Rapid: Gartler – Stojkovic (81. Schick), Aiwu, Moormann, Ullmann – R. Ljubicic, Petrovic – Fountas, Knasmüllner (76. Arase), Grüll (70. Kitagawa) – Kara (81. Strunz)

Austria: Pentz – Teigl, Martel, Mühl, Handl, El Sheiwi (18. Keles) – Braunöder, Demaku (74. Schoissengeyr), Jukic (80. Grünwald) – Fischer, Djuricin (80. Ohio)

Gelbe Karten: Aiwu, Fountas bzw. Djuricin, Martel, Demaku, Grünwald, Ohio