Über Mallorca brauen sich finstere Wolken zusammen. Wir befinden uns am Circuit Mallorca Llucmajor. Die Schleusen des Himmels können sich jederzeit auftun, also rasch raus auf die Strecke.

Hochleistung trifft Hochpreis: Als Limousine verschlankt
der GTS das Konto um
134.888 Euro, als Sport
Turismo um 135.848 Euro.
Foto: Porsche

Dort zeigt sich, dass die Techniker bei der Präsentation nicht geflunkert haben: Der erste E-Porsche mit GTS-Kennung, jüngster Taycan-Ableger, ist hecklastiger ausgelegt als sein nächstgrößerer Bruder, der Turbo, von dem er übrigens die starke E-Maschine hinten übernimmt. Das Klangbild im Sport-Plus-Modus ist kerniger, sogar der Schaltwechsel des Zweiganggetriebes ist im GTS klar vernehmbar. Außerdem ist die Fahrwerksabstimmung den neuen Gegebenheiten angepasst, mit breiter Spreizung zwischen Komfort und knüppelhart.

Instruktor Björn Leiß fährt der Dreiergruppe voran, im Taycan Turbo, und bei der kurzen Besprechung vorab betont er: PSM bleibt bitte an, die Fahrbahn ist feucht. PSM, Porsche Stability Management, intern scherzhaft "Please safe me" bezeichnet, sorgt dafür, dass der 2,3-Tonner stets kontrollierbar bleibt, allfällige Fahrfehler oder -unsicherheiten ausgleicht und nicht von der Strecke fliegt, und da wir schon bei der Masse sind: Klar, irgendwann merkst du die schon, aber das ist schon sehr, sehr beeindruckend, wie der Taycan GTS diesen Schwergewichtsfaktor zu verschleiern versteht.

Foto: Porsche

Bremsen, einlenken, Gaspedal, unmittelbar steht die Leistung zur Verfügung, da kann kein Verbrenner mithalten, wieselflink, punktgenau. Und immer wieder bestätigt sich aufs Neue: Der Anspruch, im jeweiligen Konkurrenzumfeld das fahrdynamischste Angebot zu unterbreiten, wird ohne viel Federlesens erfüllt. Wie viel der Turbo dem GTS auf so einem Kurs abnehmen würde, fragen wir den Herrn Leiß anschließend. "Das wird ein Nullsummenspiel. Auf der Geraden hat der Turbo die Nase vorne, in den Kurven ist der GTS schneller."

Einsatzgebiete

Geschafft, kein Regen bisher, jetzt raus auf die Route ins Hinterland von Palma. Dort entpuppt sich der Taycan Sport Turismo, die Fastback-Kombivariante, als … halt, stopp, für diese Eindrücke haben wir eine Sperrfristerklärung unterzeichnet, das dürfen wir erst ab 15. Dezember verraten. Es steht Ihnen aber frei, die Antwort aus den kurzen Rennstreckenimpressionen zu extrapolieren, und ja, eh klar, im echten Leben wird auch ein E-Porsche selten auf einem Rennkurs landen, sondern sich zivilisiert durch die Lande bewegen.

Foto: Porsche

GTS ist ein Kürzel mit großer Tradition (904 Carrera GTS, 1963!), hierarchisch bedeutet es, dass Porsche auch beim Taycan die Lücke zwischen 4S und Turbo schließt. Leistet mit Overboost 440 kW und fährt laut WLTP – Achtung, jetzt kommt’s! – bis zu 504 km weit. Als erster Elektro-Porsche durchbricht er damit den halben Tausender. Im realen Leben käme man damit zum Beispiel locker in einem Schwung bis nach Maffersdorf im nördlichen Böhmen. Um dort was zu tun? Ferdinand Porsches Geburtshaus zu besuchen. (Andreas Stockinger, 8.12.2021)