Die Lawinenlageberichte mit einheitlicher Grafik für alle Bundesländer und Bayern.

Foto: Land Salzburg/Stefan Mayer

Bergrettung, Lawinenwarndienst und Bergführer warnen vor dem 8. Dezember. "Der Mittwoch ist ein besonders heikler Tag", sagt beispielsweise Bernd Niedermoser, der Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für Salzburg/Oberösterreich. Aktuell verfrachte der Nordwind kalten Pulverschnee, was insbesondere in den Tauern und im Lungau für eine heikle Lawinensituation sorge. Ähnlich ist die Lage am Alpenhauptkamm in Tirol, Kärnten und der Steiermark.

Oberhalb der Waldgrenze gelte dort Gefahrenstufe 3, also erhebliche Gefahr mit Lawinenauslösungen bereits bei geringer Zusatzbelastung.

Dann der 8. Dezember: Es werde wärmer, der Föhn lege zu, die abgelegten Triebschneepakete seien besonders leicht zu stören, meint Niedermoser. Und: "Feiertag ist noch dazu", es werden also wieder vermehrt Tourenbegeisterte in den Bergen unterwegs sein.

Lawinenbericht täglich

Grundsätzlich sei die langfristige Prognose für diesen Winter gar nicht so schlecht, meint Niedermoser. Der Wechsel kalt-warm, warm-kalt und der reichliche Schneefall führten mittelfristig zur Stabilisierung der Schneedecke. Aktuell jedoch änderten sich die Verhältnisse noch von Tag zu Tag. Tourengeher müssten jeden Tag die Lawinenlageberichte sehr genau lesen, appelliert er an die Tourencommunity.

Täglich pünktlich bis 18 Uhr geben die Länder Salzburg, Steiermark, Oberösterreich, Kärnten, Niederösterreich und Tirol ihre aktuelle Lawinenprognose für den Folgetag aus. Tourengeher, Variantenfahrer und die für die Sicherheit der Verkehrswege zuständigen Lawinenwarnkommissionen haben so eine einheitliche Planungsgrundlage. Seit vergangenem Winter neu sind auch dynamische Kleinstregionen erfasst.

Seit diesem Winter sind Grafik und Texte für die genannten Bundesländer einheitlich. Wer beispielsweise den Salzburger Lawinenlagebericht anklickt, kommt von dort schnell zu den Lageberichten der anderen Bundesländer. Zudem wurde die Zusammenarbeit auf Vorarlberg und Bayern erweitert.

Drei Tote als Mahnung

Der aktuellste Lawinenlagebericht nützt aber wenig, wenn er nicht gelesen wird und nicht interpretiert werden kann. Nicht zuletzt deshalb appellieren alpine Vereine wie auch die Bergführerverbände, die zahlreichen Ausbildungsangebote für die Tourenplanung und im Notfall für die Kameradenbergung in Anspruch zu nehmen.

Die drei jungen Männer, die am Samstag an der Lackenspitze im Gemeindegebiet von Tweng im Lungau ums Leben gekommen sind, sollten Mahnung genug sein.

Die tödliche Lawine am Lackenspitz vom Samstag. Blau die Anstiegsspur, rot das Schneebrett, orange die Verschüttungsstelle.
Foto: AEG Robert Hauer/Lawinenwarndienst Salzburg

Die elfköpfige Gruppe sei ohne Planung einfach einer Spur gefolgt, heißt es vonseiten der Bergrettung. In einem an die 40 Grad steilen Hang sei das mächtige Schneebrett mit einer Breite von etwa 300 Meter dann ausgelöst worden. "Anfang Dezember auf einen fast 2500 Meter hohen Berg, das war einfach die falsche Tour", fasst ZAMG-Chef Niedermoser zusammen. Aus seiner Sicht besonders tragisch: Die Bedingungen auf den Grasbergen und den sanften Almwiesen bis zur Waldgrenze seien derzeit für Touren "richtig gut".

Die vorhandene Spur als Trugbild

Günter Karnutsch, Chef des Salzburger Bergführerverbandes, erneuert in diesem Zusammenhang eine altbekannte Warnung: Eine bereits vorhandene Spur gaukle eine scheinbare Sicherheit vor, sage aber nichts über die tatsächlichen Bedingungen und die Stabilität des jeweiligen Hanges aus. Zudem plädiert Karnutsch angesichts des Unfalles der elfköpfigen Gruppe einmal mehr, die entsprechenden Entlastungsabstände einzuhalten und "nicht im Gänsemarsch" in einen Hang hineinzugehen beziehungsweise nicht gleichzeitig abzufahren. (Thomas Neuhold, 6.12.2021)