Jede fünfte in Österreich lebende Frau ist im Lauf ihres Lebens körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt.

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Wien – Endlich werde mehr über Gewalt an Frauen gesprochen, aber viel zu selten seien dabei Mädchen bzw. sehr junge Frauen im Fokus. Diese Gruppe sei oft auf spezielle Weise betroffen, weil sie den Tätern – meist Väter, Onkel, Brüder oder andere männliche Verwandte – besonders ausgesetzt sei, hieß es bei einer Pressekonferenz des Instituts für Konfliktforschung (IKF) am Montag. Workshops unter dem Motto #GirlsCAN ("Mädchen können das!") machen das Problem mit Graffiti sichtbar.

Jede fünfte in Österreich lebende Frau sei im Lauf ihres Lebens körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Männergewalt betreffe bereits Mädchen, sagte IKF-Leiterin Birgitt Haller. Sie seien zudem vier Mal so häufig sexueller Belästigung im Internet ausgesetzt wie Burschen. Zwei von drei Mädchen würde digitale Gewalt erfahren, auch Beschimpfungen, Cyberstalking oder Grooming.

Es würde schon helfen, wenn "Mädchen und junge Frauen einmal als spezifisch betroffene Gruppe wahrgenommen" würden, sagte Haller. "Nur dann kann es auch spezifische Angebote geben." Die Frauenhäuser etwa "sind nicht für 18-Jährige geeignet. Man müsste junge Frauen einmal in den Blick bekommen", forderte die Konfliktforscherin.

Graffito zu Selbstbestimmung

Mädchen bräuchten mehr Orte zum geschützten Zusammentreffen, ganz niederschwellig und abseits von Krisenzentren und Gewaltberatungsstellen, sagte auch Birgit Hofstadler vom JA.M Mädchenzentrum des Vereins Mafalda in Graz. Ein Erfolg sei die Teilnahme an #GirlsCAN gewesen, die ein großes Graffito zum Thema "My Body My Choice" mitten in der Grazer Innenstadt hervorbrachte. Die jungen Teilnehmerinnen hätten sich damit auseinandergesetzt, dass das Recht am eigenen Körper schon bei Kleidung und Aussehen beginne.

IKF hatte das Projekt in Kooperation mit dem Demokratiezentrum Wien gestartet. Zwölf Workshops fanden bei JA.M, im St. Pöltner Jugendzentrum Steppenwolf und dem Wiener Mädchenzentrum *peppa statt. Zielgruppe waren Mädchen ab 14 Jahren, die sich mit den vielfältigen Formen von Gewaltausübung auseinandersetzten, inklusive verbaler Gewalt wie Mobbing oder struktureller Gewalt durch Benachteiligung bestimmter Gesellschaftsgruppen. (APA, 7.12.2021)