Inflation und Niedrigzinsen setzen Sparbuchbesitzern zu. Ihr Geld verliert auf dem Konto realen Wert und wird weniger.

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Aufgrund des aktuellen Niedrigzinsumfelds könnten die Österreicher ihre beliebtesten Sparformen schon bald überdenken – denn die hohe Inflation gestaltet Sparen auf dem Konto, Sparbuch oder bar zunehmend unattraktiver.

Bleibt das Geld nämlich einfach nur liegen, verliert es realen Wert und wird weniger statt mehr. Vor allem Frauen müssen dem schleichenden Wertverlust zusehen. Laut Mercedes Schoppik, Sales-Managerin beim Fondsmanager Masterinvest, setzen nämlich vor allem Frauen lieber auf Sparbücher, als in Wertpapiere zu investieren. "Es mangelt häufig an Mut und Expertise, sagt Schoppik.

Umso wichtiger ist, die "Finanzwelt zu entmystifizieren", ist Silvia Richter überzeugt. Sie leitet den Bereich Private Banking bei der Zürcher Kantonalbank Österreich. Geldanlage sei keine Rocket-Science, sondern erlernbar; das gelte für Frauen wie Männer gleichermaßen. Trotzdem sind laut Richter 90 Prozent der Aktienbesitzer in Österreich männlich. Das liege an einer auseinanderklaffenden Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen.

Auch im Freundeskreis der 51-Jährigen würden gut zwei Drittel der Frauen finanzielle Entscheidungen ihren Männern überlassen. Ähnliches berichtet Mercedes Schoppik. In ihrem Umfeld gebe es einige Frauen, die durch eine Scheidung fast vor dem Nichts gestanden seien.

"Über Geld zu sprechen ist nicht romantisch, aber auch in Beziehungen muss dieses Thema präsent sein", sagt Schoppik. Wobei ihr wichtig ist zu betonen, dass es die eine Frau als Anlegerin nicht gibt. Eine Mutter mit drei Kindern, die in Teilzeit arbeitet, brauche eine andere Investmentlösung als eine Karrieristin ohne Familie.

Ein Punkt vereine dann aber doch alle, trotz des unterschiedlich hohen monatlichen Gehalts – "für eine gesicherte Vorsorge muss man sich mit den eigenen Finanzen auseinandersetzen". Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.

Laut Statista ist das Sparbuch mit 58 Prozent die beliebteste Sparform der Österreicher und Österreicherinnen, gefolgt von Lebensversicherung (42) und Bausparer (39). Danach nennen die Befragten Fondssparpläne (20) und Wertpapiere (17).

Schritt für Schritt zur Aktie

Wer sich für einen Aktienkauf entscheidet, sollte zunächst wissen, wie viel Geld jeden Monat übrig bleibt. Die Expertinnen raten zu einer Einnahmen- und Ausgabenaufstellung.

Danach hilft das Erstellen eines Ansparplans. Dazu kann die eigene Bank befragt werden. Es sei allerdings ratsam, auch von anderen Banken Angebote einzuholen und im Internet zu recherchieren, um vergleichen zu können.

Wichtig sei laut Schoppik nicht, wie viel, sondern wann und wie Geld angelegt wird. Generell gelte aber: Umso früher, desto besser – und breit diversifiziert anlegen. Auch ein monatlicher Dauerauftrag ab 20 Euro mache sich aufgrund des Zinseszinseffekts bereits bezahlt. Das wissen laut Expertin viele nicht richtig einzuschätzen.

Im gesamten Prozess seien Frauen selbstkritisch. Wenn sie das Gefühl haben, nicht genug Wissen angehäuft zu haben, trauen sie sich schlicht nicht. Aus Erfahrung wissen die Bankerinnen, dass Frauen in Beratungssituationen mehr Fragen stellen und eher gehemmt sind, wenn sie etwas nicht wissen.

Dagegen helfen neben Internetrecherche Fachliteratur und Podcasts. Richter empfiehlt "Die Welt der Börse" von Bernd Niquet und den Podcast "Investorella". Um breite Finanzbildung nachhaltig in der Gesellschaft zu verankern, müsse sie Teil des Schulunterrichts werden. Auch darin sind sich die Expertinnen einig.

Hier sei die Politik gefragt, aber auch die Medien. Silvia Richter: "In Frauenmagazinen wird viel über Schönheitsideale, Liebe und Partnerschaft gesprochen anstatt über Finanzwirtschaft und Geld – doch gerade das bringt Frauen Unabhängigkeit und Freiheit." (Julia Beirer, 8.12.2021)