Im Krisenjahr 2020 stiegen die Einkommen von Pensionisten am stärksten an.

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Wien – Behördliche Schließungen, Reisebeschränkungen, Homeoffice, Ausgangssperren: Das Coronajahr 2020 war geprägt von Maßnahmen, die viele Branchen zeitweise völlig erlahmen ließen. Und auch wer am Höhepunkt der Infektionswellen arbeitete, tat dies oft von Zuhause aus oder unter ganz neuen Rahmenbedingungen. Welche Branchen besonders hart von der Coronapandemie getroffen wurden, zeigt auch ein Blick in die Einkommensstatistik 2020: Mitarbeiter der Gastronomie und Beherbergung verdienten 2020 netto rund 2,4 Prozent weniger als im letzten Vorkrisenjahr. In der Unterhaltungs- und Kunstbranche gingen die mittleren Nettoeinkommen um 0,6 Prozent zurück.

Am anderen Ende des Spektrums liegt laut einer Auswertung des Neos Lab eine Gruppe, deren Einkommen von den Unwägbarkeiten der Pandemie ganz unberührt blieb. Den größten Einkommenszuwachs verzeichneten im Vorjahr die Pensionisten, und zwar mit einem Plus von 8,4 Prozent gegenüber 2019. Beamte im Ruhestand bekamen 2020 netto um 3,3 Prozent mehr als im Vorkrisenjahr.

Viele Gründe

Wobei das kräftige Plus bei den Pensionen freilich einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren entspringt. Bereits im Herbst 2019 war eine relativ kräftige Anhebung der Pensionen für das Jahr 2020 beschlossen worden. Die damalige Türkis-blaue Koalition hatte sich auf eine Anpassung der Pensionen bis 1111 Euro um 3,6 Prozent geeinigt. Für Pensionen zwischen 1112 und 2500 Euro gab es eine Einschleifregelung und ab 2500 Euro Monatspension lag das Plus bei 1,8 Prozent.

Die Ausgleichszulagen wurden um 3,6 Prozent erhöht, wobei es für Personen mit langer Versicherungsdauer noch eine zusätzliche Erhöhung gab. Dazu kam noch ein erleichterter Zugang in die Frühpension nach langer Versicherungsdauer. Und: Pensionisten profitierten genauso von der Senkung des Eingangssteuersatzes wie Mitarbeiter in anderen Branchen.

Öffentliche Hand als Arbeitgeber

Überhaupt: Wer sein Einkommen 2020 von der öffentlichen Hand überwiesen bekam, konnte im Pandemiejahr eher mit einem kräftigeren Einkommensplus rechnen als Menschen, die in der Privatwirtschaft ihr Geld verdienten. Das trifft auf Pensionierte zu sowie auf die Mitarbeiter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen, also die Kammern. Sie bekamen 2020 netto im Mittel 5,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor, auch die öffentliche Verwaltung schneidet mit 3,5 Prozent Zuwachs besser ab als viele Branchen.

Wobei das Einkommensplus bei Vertragsbediensteten mit rund 3,6 Prozent deutlich höher ausfiel als der Zuwachs bei Beamten. Letztere bekamen 2020 im Mittel 2,4 Prozent mehr als 2019. Beamte verdienen freilich besser als Vertragsbedienstete, das jährliche Medianeinkommen ist netto um rund 10.000 Euro höher.

Kritik von Neos

"Die Erwerbstätigen, denen der Wind des Marktes um die Nase pfeift, büßen für die Krise, während Pensionen steigen. Das hat mit Generationenvertrag nichts zu tun. Wir brauchen eine echte Entlastung, damit sich nicht nur die Mitarbeiter der Kammern über starke Einkommenszuwächse freuen dürfen", sagte Neos-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker.

Das Medianeinkommen aller Arbeitnehmer stieg 2020 laut Neos Lab um 2,9 Prozent. Überdurchschnittlich waren die Zuwächse auch im Bau mit 3,3 Prozent und im Grundstücks- und Wohnungswesen mit 3,6 Prozent. Im Handel stiegen die mittleren Nettoeinkommen mit 1,8 Prozent nur geringfügig stärker als die Inflation, die 2020 1,4 Prozent betrug. In der Warenproduktion stiegen die Einkommen um 0,9 Prozent und im Verkehrssektor um 1,4 Prozent. (luis, 8.12.2021)