Die deutsche Bundeswehr war jahrelang in Afghanistan aktiv. Afghaninnen und Afghanen, die mit der Bundeswehr zusammenarbeiteten, fürchten sich jetzt vor der Rache der Taliban.

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Kabul/Berlin – Knapp vier Monate nach Abzug aller internationalen Truppen und der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan warten immer noch Tausende afghanische Ortskräfte, die den Truppen halfen, und ihre Familien auf eine Ausreise nach Deutschland. Bei knapp 25.000 Aufnahmezusagen seien bisher 7.033 Personen nach Deutschland gelangt, berichtete die Funke Mediengruppe (Mittwoch) unter Berufung auf eine Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag.

Danach haben deutsche Behörden zwischen dem 15. Mai und dem 26. November 24.556 Menschen aus Afghanistan eine Aufnahme zugesagt. Das betreffe 4.590 Ortskräfte der deutschen Afghanistan-Truppen der Bundeswehr und deutscher Ministerien sowie 19.966 Angehörige. Bisher seien 1.319 Ortskräfte mit 5.711 Angehörigen nach Deutschland gekommen. "Wie viele Ortskräfte und deren Familienangehörige mit einer Aufnahmezusage Afghanistan mit Hilfe deutscher Stellen verlassen haben, kann nicht beziffert werden", teilt das Innenministerium dem Bericht zufolge mit.

Die Linken-Abgeordnete Gökay Akbulut nannte die geringe Zahl der aus Afghanistan Geholten "ein absolutes Armutszeugnis". Menschen würden "in größter Angst und Unsicherheit in Afghanistan ausharren", denn es gebe kaum Ausreisemöglichkeiten, sagte Akbulut den Funke-Zeitungen. Sie forderte die neue Regierung auf, die Anerkennungsverfahren sowie die Organisation der Evakuierungen und Einreisen zu beschleunigen und zu vereinfachen. (APA, 8.12.2021)