Private Weltraumreisen wie die von Amazon-Gründer Jeff Bezos machen den ökologischen Fußabdruck von Superreichen nicht kleiner. Die reichsten zehn Prozent der Erde sind für einen großen Teil aller Treibhausgasemissionen verantwortlich.

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Reich, reicher, am reichsten – und noch einmal viel reicher. Wer nichts hat, kann nichts verlieren, aber nach oben hin können Vermögen immer weiter wachsen. Das tun sie auch, wie der jüngste Weltungleichheitsbericht zeigt, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Während der Pandemie haben die Superreichen ihren Anteil am globalen Wohlstand demnach in Rekordgeschwindigkeit vergrößert. Noch nie sei der Anteil der Superreichen am aktenkundigen Vermögen in einem Jahr so stark angestiegen wie 2020, heißt es in dem Bericht.

Seit 1995 sei der von den Milliardären dieser Welt gehaltene Anteil am globalen Wohlstand von einem auf drei Prozent gestiegen. Aber das sind bloß die Superreichen. Die reichsten zehn Prozent besitzen allerdings rund drei Viertel des weltweiten Privatvermögens. Ihr Anteil an den weltweiten Einkommen liegt bei mehr als 50 Prozent. Die ärmste Hälfte der Weltbevölkerung kommt auf zwei Prozent der Vermögen und auf 8,5 Prozent der Einkommen.

Wie vor 100 Jahren

Die Schräglage zwischen Arm und Reich steigt freilich schon länger, nämlich seit den 1980er-Jahren an. Während die Ungleichheit zwischen den Ländern in den vergangenen 20 Jahren abgenommen hat, ist die Schere innerhalb einzelner Staaten weit aufgegangen. Die globale Ungleichheit habe wieder ein Niveau wie im frühen 20. Jahrhundert erreicht, schreiben die Autoren des Papiers und betonen: Damals befand sich der westliche Imperialismus auf dem Höhepunkt.

Wobei Vermögen und Einkommen unterschiedlichen Kurven folgen. Die Einkommensunterschiede sind in den vergangenen Jahrzehnten kleiner geworden – wenn auch weiter auf hohem Niveau. 1980 war das durchschnittliche Einkommen der obersten zehn Prozent noch 53-mal höher als jenes der unteren 50 Prozent. Im Jahr 2020 war es "nur" mehr 38-mal so groß.

Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besitzt nur zwei Prozent des globalen Vermögens. Die reichsten zehn Prozent nennen mehr als drei Viertel des Wohlstands ihr Eigen.
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Global gesehen verdiente ein Erwachsener 2021 in Kaufkraftparitäten im Durchschnitt rund 16.700 Euro und besaß durchschnittlich 72.900 Euro. Hierbei gibt es allerdings starke Unterschiede zwischen den Staaten und innerhalb der Länder selbst. In Zahlen ausgedrückt: Die obersten zehn Prozent verdienen jährlich im Schnitt 87.200 Euro, während die untersten 50 Prozent durchschnittlich nur 2800 Euro erwirtschaften. Die größten Einkommensunterschiede innerhalb von Regionen gibt es laut den Autoren in Nordafrika und im Nahen Osten; in Europa sind die Unterschiede am geringsten.

Vermögenssteuern

Nach Ansicht der Forscher kann die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich nur durch eine "bescheidene und progressive" Besteuerung ab einer Million Dollar umgekehrt werden. Als weiteres Argument für eine zusätzliche Besteuerung der Reichen und Superreichen führen die Experten den ohnehin steigenden Bedarf der Staaten an, ihre Ausgaben zu finanzieren.

Der Report zeigt auch: Während private Vermögen wachsen, werden öffentliche Haushalte immer weniger vermögend. In den reichsten Staaten – die häufig bei Privaten verschuldet sind – ist meist das gesamte Vermögen in privater Hand.

Großer CO2-Fußabdruck

Die Autoren haben sich in dem heurigen Bericht erstmals auch mit der Frage auseinandergesetzt, wie sich Wohlstand auf die Treibhausgasemissionen auswirkt. Demnach ist die ärmste Hälfte der Bevölkerung für gerade einmal zwölf Prozent des globalen Ausstoßes verantwortlich. Während die zehn reichsten Prozent der Weltbevölkerung beinahe die Hälfte der globalen Emissionen ausstoßen. Die absoluten Spitzenverdiener, also jenes superreiche Prozent der Bevölkerung, ist dabei für das Emittieren von 17 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich.

Besonders stark zeigt sich das in den Vereinigten Staaten, wo der persönliche Fußabdruck der Superreichen besonders hoch ist. Die reichsten zehn Prozent verursachen pro Kopf rund 73 Tonnen an Treibhausgasen pro Jahr. Die Hälfte der US-Bevölkerung – immerhin fast 330 Millionen Menschen – ist jährlich hingegen für nicht einmal zehn Tonnen CO2 verantwortlich. Im Vergleich zum subsaharischen Afrika ist das noch immer extrem viel. Dort kommen die Topverdiener gerade einmal auf einen Pro-Kopf-Ausstoß von 7,3 Tonnen CO2. (Nora Laufer, Aloysius Widmann, 9.12.2021)