Anleger können ein Stück der Weste von Kanye West ersteigern. Sie erhalten einen NFT – einen Non-Fungible-Token, der sie als Eigentümer auszeichnet. Das Auktionshaus Christie's erwartet Angebote von bis zu 27.000 Euro. West trug diese Weste bei der Präsentation seines Album "Donda".

Mit dem Hype um Kryptoeinheiten ist mittlerweile auch eine neue Art des Investierens entstanden: die sogenannten Non-Fungible-Token, NFT. Ein NFT ist eine Art digitaler Echtheits- und Eigentumsnachweis. Dabei wird zum Beispiel ein Videoclip auf einer Blockchain registriert. Dazu werden die Eigentümer sowie Käufe und Verkäufe eingetragen. Dadurch erhält der NFT eine einzigartige digitale Signatur, auch wenn das zugrunde liegende Werk millionenfach reproduziert werden kann. Der NFT ist aber ein Unikat und wird durch die Zertifizierung handelbar gemacht.

Für Aufsehen sorgt derzeit etwa die laufende Versteigerung der schusssicheren Weste von Kanye West in New York. Diese schwarze, bemalte und signierte Weste hat der Musiker bei einer Veranstaltung zur Vorstellung seines Albums Donda im August in Atlanta, USA, getragen. Das Kleidungsstück – sowie ein dazugehöriger NFT, also eine Art digitales Echtheitszertifikat – sollen rund 30.000 Dollar (etwa 27.000 Euro) einbringen. Gesteigert werden kann im Internet bis zum 9. Dezember. Abgewickelt wird diese Auktion von Christie’s. Mithilfe dieser Eigentums- und Echtheitsnachweise, die auf der von Kryptowährungen wie Bitcoin bekannten Blockchain basieren, werden auch digitale Kunstwerke oder Musikstücke teilweise für mehrere Millionen an Sammler verkauft. Sie gelten dann als Eigentümer der Originale.

Ruhiger Handel ...

Trotz dieses Hypes um digitale Anlageobjekte spekuliert bisher aber nur eine kleine Gruppe von Investoren mit den NFT. Nur wenige Akteure kaufen und verkaufen NFT – etwa Videos, Musikstücke oder auch Immobilien in digitalen Welten – regelmäßig auf dem Sekundärmarkt, wie aus einer Studie des Branchendienstes Chainanalysis hervorgeht. Rund 80 Prozent der NFT-Umsätze bei der größten Handelsplattform Open Sea etwa gingen auf das Konto von 20 Prozent der Nutzer. Noch kleiner sei der Klub der erfolgreichen Spekulanten: Rund 80 Prozent der hier gemachten Gewinne entfielen auf gerade einmal fünf Prozent der Anleger.

Dabei seien Letztere überdurchschnittlich aktiv und zahlten auch mehr pro NFT, hieß es in der Studie. Im Schnitt investierten sie 2,20 Ether (etwa 8724 Dollar), mehr als doppelt so viel wie der Rest der Akteure zusammen. Gleichzeitig streuten die Top-Anleger ihr Risiko breiter: Sie steckten ihr Geld durchschnittlich in 28 verschiedene Sammlungen. Dabei verdreifachten sie ihren Einsatz nahezu, während die am wenigsten aktive Gruppe unter dem Strich zehn Prozent ihres Geldes verliere.

... mit teils guten Erfolgen

Ein NFT wird handelbar, weil er ja durch einen digitalen Echtheits- und Eigentumsnachweis zu einem Unikat wird. Wer einen Anteil hält, kann diesen auch wieder verkaufen. Trotz einiger spektakulärerer Auktionen von digitalen Objekten ist der Handel mit ihnen einträglicher als der erstmalige Kauf, ergab die Studie. Die Daten von Open Sea deuteten darauf hin, dass die Erstkäufer lediglich in 28,5 Prozent der Fälle NFT mit Gewinn verkauften. Die Spekulation mit bereits gehandelten NFT bringe dagegen mit einer Wahrscheinlichkeit von 65,1 Prozent Geld.

Deutlich bessere Gewinnchancen von 75,7 Prozent hätten Erstkäufer nur dann, wenn sie es auf die sogenannte Whitelist der NFT-Anbieter schafften, fügten die Chainalaysis-Experten hinzu. Dabei handelt es sich um eine Liste von Enthusiasten, die für das entsprechende Produkt trommeln und im Gegenzug mit einem vergünstigten Ausgabepreis belohnt werden.

NFT gibt es seit 2017. Richtig Fahrt aufgenommen haben sie erst heute. Chainanalysis zufolge wurden seit Jahresbeginn insgesamt fast 27 Milliarden Dollar mit NFT umgesetzt. Der Löwenanteil von 16 Milliarden Dollar entfalle dabei auf die Handelsplattform Open Sea.

Als Grund für den kleinen Boom wird immer wieder die Corona-Pandemie genannt. Im Lockdown sitzen viele Menschen zu Hause, verbringen mehr Zeit im Internet, und das Interesse an Veranlagung steigt. Das hat sich auch am Aktienmarkt deutlich abgezeichnet. In den USA etwa konnte beobachtet werden, dass bei jeder Tranche der Schecks in der Höhe von 1400 Dollar, die im Rahmen des Stimuluspakets an Haushalte verschickt wurden, die Depotneueröffnungen auf der Trading-App Robin Hood zugenommen haben. (Bettina Pfluger, 9.12.2021)