Steve Bronski von Bronski Beat ist im Alter von 61 Jahren gestorben.

Foto: London Records

Er war der Mann im Schatten, gleichzeitig der Namensgeber der Band: Steve Bronski stand bei der Synthie-Pop-Band Bronski Beat am Keyboard und galt als musikalischer Kopf des Trios. Aus dem Schatten zu treten war ein wesentliches Anliegen der Band, die aus den drei schwulen WG-Mitgliedern Jimmy Somerville, Larry Steinbachek und Bronski bestand.

Bronski hieß eigentlich Steve Forrest und kam wie Somerville aus Glasgow, wo er 1960 auf die Welt gekommen war. In London begannen die drei zusammen Musik zu machen und waren von der Passivität der Schwulenszene erstaunt, die es erduldete, dass Männer in Großbritannien erst mit 21 Jahren Sex miteinander haben durften – alles darunter war kriminalisiert.

Widerstand

Bronski Beat waren eine Band, die das ändern würde. Die Zeiten standen ohnehin auf Sturm, die Premierministerin Margarete Thatcher war für viele liberale Kräfte ein Feindbild, sodass sich allerorts Widerstand formierte. Auch in der Musik.

London Recordings

Die drei begannen live aufzutreten, und der Legende nach erhielten sie bereits nach wenigen Konzerten ein Angebot der Plattenfirma London Records. 1984 veröffentlichten sie ihr Debüt The Age of Consent. Dem Titel entsprechend notierte die Innenhülle eine Reihe von Ländern und ab wann Männer dort einvernehmlichen Sex haben durften sowie die Nummer einer Beratungshotline.

Schwule Hymne

Mit programmatischen Songs wie Smalltown Boy, Why oder It Ain't Necessarily So verzeichneten Bronski Beat nationale und internationale Hits. Smalltown Boy erzählte die Geschichte eines schwulen Teenagers, der aus seiner Heimat in die große Stadt flieht – und wurde eine Hymne der Schwulenbewegung.

Die eingängigen Melodien vom Keyboard kamen von Steve Bronski, hochgepitcht wurden diese im Sinne von Donna Summers Welthit I Feel Love in eine Form, die nach einem Summer-Zitat "Hi NRG" genannt wurde, ein Primat der Electronic Dance Music.

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Gemeinsam mit Marc Almond (Soft Cell) nahmen Bronski Beat Summers I Feel Love tatsächlich auf, gepaart wurde die Version mit John Leytons Song Johnny Remember Me zu einer sich verzehrenden schwulen Discowumme von fast sechs Minuten Länge – noch ein Hit.

1985 verließ Somerville die Band, Bronski machte mit verschiedenen Sängern noch zwei Alben lang weiter, Veröffentlichungen gab es 1995 und 2017. Nun ist Steve Bronski an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben, er wurde 61 Jahre alt. (Karl Fluch, 10.12.2021)