Yutu 2, aufgenommen vom Chang’e-4-Lander.
Foto: CSNA/Siyu Zhang/Kevin M. Gill

Vor ziemlich genau drei Jahren landete erstmals eine Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Die chinesische Mission Chang’e 4 (Mondgöttin) hatte den 180 Kilometer durchmessenden Von-Kármán-Krater im Südpol-Aitken-Becken im Visier. Der komplexe Touchdown gelang am 3. Januar 2019.

Wenige Stunden später verließ der Rover Yutu 2 (Jadehase) den Lander über eine Rampe und rollte los, um seine Umgebung mit Panoramakamera, Bodenradar, Spektrometern und Strahlendetektoren zu untersuchen.

Die Route von Yutu 2 bis zur 36. Mondnacht.
Foto: CNSA

Erst eine "gelartige Substanz" ...

Im Dezember 2019 brach Yutu 2 den seit 1971 vom sowjetischen Rover Lunokhod 1 gehaltenen Langlebigkeitsrekord von 321 Tagen. Mittlerweile hat der von einem Planungs-, Wissenschafts- und Steuerteam betreute Rover rund 840 Meter auf der Mondoberfläche zurückgelegt und schon so manche Seltsamkeit gesehen.

Im September 2019 beispielsweise verkündete die chinesische Raumfahrtbehörde China National Space Administration (CNSA), Yutu 2 habe eine "gelartige Substanz" von ungewöhnlicher Färbung ausgemacht. Letztlich entpuppten sich die grünlich schimmernden Strukturen als Felsmaterial, das wahrscheinlich bei einem Meteoriteneinschlag geschmolzen und verändert worden war.

... nun ein würfelförmiges Objekt

Im vergangenen November, gegen Ende des 36. Mondtages, soll Yutu 2 auf dem Mond erneut etwas Merkwürdiges vor seine Linsen gekommen sein: Der Medienkanal "Unser Weltraum" der CNSA hat in einem Eintrag des Missionslogbuchs eine Aufnahme veröffentlicht, auf der sich – freilich sehr unscharf – ein vage würfelförmiges Objekt abzeichnet. Der Autor des Eintrags scherzt über das Landschaftsmerkmal als "mysteriöse Hütte". Die Struktur soll nun näher in Augenschein genommen werden, die Missionsverantwortlichen haben den Kurs des Rovers entsprechend geändert, um darauf zuzuhalten.

Rover Yutu 2 soll sich einen Weg zu dem Objekt bahnen (vergrößerte Aufnahme mit Kontrasterhöhung).
Foto: CNSA / Our Space/ red

In 80 Meter Entfernung

Das grau schattierte Objekt liegt rund 80 Meter nördlich von Yutu 2, dürfte also nicht übermäßig groß sein. Neben dem Brocken befindet sich ein kleiner Einschlagkrater, was darauf hindeutet, dass es sich bei der "Hütte" um einen simplen Felsen handelt, der beim Impakt fortgeschleudert oder freigelegt worden war.

Bis man sich davon überzeugen kann, wird allerdings noch einige Zeit vergehen: Nachdem sich Yutu 2 nur sehr gemächlich und vorsichtig durch das herausfordernde Terrain bewegen kann und einige Hindernisse zu bewältigen hat, wird die Reise dorthin für den Rover zwei bis drei Mondtage dauern – das entspricht ebenso vielen Erdmonaten.

Panoramablick in Richtung Norden. Der "Block" ragt gut sichtbar über den Horizont hinaus.
Foto: CNSA / Our Space

Chinas vierte Mondmission

Chang’e 4 ist Chinas vierte Mondmission und zweite Mission, bei der ein Mondrover zum Einsatz kommt. Im Dezember 2013 setzte die Vorgängersonde Chang’e 3 den ersten Jadehasen auf dem Erdtrabanten ab. Dieser Rover rollte in den 31 Monaten seiner Lebensdauer zwar nur 114 Meter weit über die Mondoberfläche, doch sollte mit ihm vor allem die Technologie erprobt und Erfahrungen gesammelt werden, die beim Jadehasen 2 nun zur Anwendung kommen.

Auch bei Chinas bislang letzter Mondmission lief alles nach Plan: Die Sonde Chang’e 5 landete im November 2020 im Oceanus Procellarum im Westen der erdzugewandten Mondhemisphäre und brachte von dort 1.731 Gramm Mondgestein mit. (tberg, 10.12.2021)