Bremer Ermittlerinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) im neuen "Tatort"-Fall "Und immer gewinnt die Nacht", Sonntag, 20.15 Uhr in ORF 2 und ARD.

Foto: ORF, ARD

Ein Bursch bricht auf dem Gehsteig zusammen, zwei Mädchen filmen ihn mit dem Handy, statt ihm zu helfen. Eine Frau stopft Banknotenbündel in eine Reisetasche, wirft einen Abschiedsblick auf das Foto ihrer Tochter, dann verlässt sie die Wohnung. Ein Arzt sitzt im Dunkeln in seinem Auto, schiebt seinen Arm über die Flamme eines Feuerzeugs und wartet auf den Schmerz.

Mit kurzen szenischen Darstellungen abgründiger Verhaltensweisen beginnt der im norddeutschen Bremen spielende Tatort: "Und immer gewinnt die Nacht". Eindringlich geht es auch weiter. Während die Kamera festhält, wie der Mediziner auf einem Pier absichtsvoll überfahren wird, ertönt die Stimme der Ermittlerin Linda Selb (Luise Wolfram).

"Ich habe nie von einem Verbrechen gehört, das ich nicht selbst hätte begehen können. Darin sind wir alle gleich", sagt sie zu ihrer Kollegin Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer). Die lehnt einen solchen dunkelschwarzen Blick auf die menschliche Verfasstheit vorerst ab. Die folgenden Verwicklungen bei der Aufklärung des Arztmordes jedoch lassen sie an ihrer Sicht zweifeln.

Denn der zweite Fall des neuen Bremer Ermittlerinnenduos ist nichts für schlechte Nerven. Bestechung, Tötungsabsichten und entsprechende Versuche prägen die von Regisseur Oliver Hirschbiegel inszenierte Handlung. Da streicht ein Mann mit stichbereitem Tapetenmesser umher, eine höhere Tochter verliebt sich in eine Plattenbaubewohnerin mit dunkler Vergangenheit, und Polizistenkollege Mads Andersen (Dar Salim) wird aus einem Frachter ins Hafenbecken geworfen. Am Ende ist dann alles anders als gemutmaßt – gute Krimikost insgesamt. (Irene Brickner, 11.12.2021)