2020 erstmals vorgestellt, gibt es Apples Homepod Mini nun auch in bunt.

Foto: Martin Stepanek

Musik ist seit vielen Jahren fixer Bestandteil von Apples Geschäfts-DNA. Was mit dem iPod und iTunes bereits vor dem iPhone begann, erfuhr im Streamingdienst Music sowie mit den Airpods-Kopfhörern eine logische Fortsetzung. Dass Apple auch das Geschäft der smarten Lautsprecher nicht Amazon und Google überlassen wollte, liegt auf der Hand. Der erste Versuch mit dem hochwertigen, aber mit 349 Euro recht teuren Homepod floppte jedoch.

Mit dem Homepod Mini folgte Ende 2020 der zweite Anlauf. Der deutlich geschrumpfte Lautsprecher lockt mit einem für Apple-Verhältnisse günstigen Preis von 99 Euro. Seit einigen Wochen ist er neben den Farben Dunkelgrau und Weiß auch in Blau, Gelb und Orange verfügbar. Der STANDARD hat die blaue und gelbe Version getestet – und zwar sowohl einzeln im Mono-Betrieb als auch zusammengeschlossen für echtes Stereo.

Aussehen und Verarbeitung

Was das Gehäusedesign und die Materialien betrifft, lässt Apple nichts anbrennen. Der Konzern beweist, dass Elektronik in bunten Farben nicht billig wirken muss. Das farbige Netzgewebe, das den Lautsprecher umhüllt, ist Apple zufolge zu 90 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Es fühlt sich eher nach Stoff als nach Plastik und damit sehr hochwertig an.

Viel Kunststoff, aber hochwertig.
Foto: Martin Stepanek

Die getönte Scheibe, die bei Berührung sowie bei der Sprachsteuerung diffus zu leuchten beginnt, unterstützt den schicken und leicht futuristischen Eindruck. Das flexible und gleichzeitig robuste Kabel, das mit einem 20-Watt-USB-C-Netzteil geliefert wird, ist in der Farbe dem Gehäuse angepasst. Leider ist es fix im Lautsprecher verbaut. Die Länge von 1,5 Metern reicht in den meisten Anwendungszenarien. Eine längere Option wäre dennoch wünschenswert.

Solider Klang

Audiophile Menschen mögen nun die Nase rümpfen. Und wenig überraschend kann auch Apple die physikalischen Gesetze nicht aushebeln. Für sein geringes Gewicht von 345 Gramm und seine Maße von 9,8 cm Breite mal 8,4 cm Höhe klingt der Homepod Mini aber erstaunlich gut. Das Klangbild ist ausgewogen. Der Bass lässt zwar den Boden nicht erzittern, ist aber dennoch präsent und bleibt vor allem bei leiseren Sequenzen präzise und knackig.

Je komplexer und lauter die Produktion, desto schwerer tut sich der Lautsprecher – nicht zuletzt, weil gehäusebedingt die Resonanz und kraftvolle Wiedergabe an ihre Grenzen stößt. Am besten klingt der Homepod Mini bei akustischer Musik. Auch mit klassischer Musik kommt er interessanterweise wesentlich besser zurecht als erwartet.

Wer Wert auf besseren Sound legt, sollte dabei aber in jedem Fall auf zwei Homepods Mini setzen und diese in der App zu einem Stereopaar zusammenschließen. Die Klangqualität steigt dadurch spürbar. Vom 360-Grad-Sound, den der Lautsprecher produziert, profitiert man aber auch in der Mono-Version, was gerade in schwierigen Raumsituationen definitiv ein Vorteil ist.

Auf Googles und Amazons Spuren

Das vernetzte Eigenheim wird langsam, aber sicher Realität. Auch Apples Lautsprecher klopft da an, wo Amazon und Google mit ihren Plattformen bereits einen Fuß in der Tür haben. So ist es nur logisch, dass der Homepod über die Home App eingerichtet und gesteuert wird. Verfügt man über smarte Leuchten, kann man mittels Spracheingabe das Licht aus- und einschalten. Da der Lautsprecher einem Raum zugeordnet wird, schaltet er beim Kommando "Licht aus" tatsächlich nur die Beleuchtung in dem Raum aus, in dem man sich befindet.

Auch die Rückseite ist schick, selbst wenn sie niemand zu Gesicht bekommt.

Eine Intercom-Funktion erlaubt Durchsagen an einzelne oder alle Lautsprecher, die sich im Haus befinden. Auch das funktionierte im Test einwandfrei. Ob es die Killerfunktion schlechthin ist, dem pubertierenden Teenager im Zimmer im oberen Stock über den Homepod auszurichten, dass das Essen fertig ist, sei dahingestellt. Es ist zumindest eine witzige Spielerei, die generationenübergreifend für den einen oder anderen Lacher sorgen kann.

Standardmäßig ist der Lautsprecher für Apples eigenen Streamingservice ausgelegt. Mit Airplay bzw. über Bluetooth können auch andere Dienste wie Spotify zum Musikhören genutzt werden. Eine Schnittstelle steht für Drittentwickler eigentlich zur Verfügung, Konkurrent Spotify hat von dieser Möglichkeit aber noch keinen Gebrauch gemacht. Radiofans werden dafür gut bedient. Mit der Ansage "Spiel Ö1" oder "BBC Radio 4" zapft der Homepod die Radio-App Tunein an und streamt die entsprechenden Sender.

Siri braucht Nachhilfe

So gut einige der einfachen Anweisungen funktionieren, die Smartheit des Lautsprechers steht und fällt mit Apples Sprachassistent Siri. Und dieser zählt leider weiterhin nicht zu den hellsten künstlichen Geschöpfen auf diesem Planeten. Auf die Frage "Wo kann ich heute frühstücken?" antwortete Siri im STANDARD-Test: "Die einzige Option, die ich sehe, ist 761 Kilometer Richtung Norden in Bremen im Restaurant Luv." Aha. Google Home spuckt bei der gleichen Frage drei in der Nähe gelegene Cafés in Wien aus.

Auf die Frage, wer österreichischer Bundeskanzler ist, ist Siri nicht mehr auf dem neuesten Stand: "Alexander Schallenberg". Google Home hat in den vergangenen Tagen wohl besser aufgepasst und weiß mit "Karl Nehammer" die richtige Antwort. Auch die Frage, wer Alexander Van der Bellen ist, kann Siri nicht beantworten, obwohl der Assistent weiß, dass der Bundespräsident von Österreich – richtig – "Alexander Van der Bellen" ist.

Siri bleibt die Schwachstelle.

In vielen Fällen gibt Siri überhaupt von vornherein auf und schickt einem irgendwelche Ergebnisse ans iPhone – wenn das denn funktioniert. Mit verschiedenen Sprachen kann Siri im Gegensatz zu Google ebenfalls nicht umgehen. Der Google-Assistent etwa antwortet zwar auch immer in der voreingestellten Sprache, versteht jedoch auch englische Anfragen.

Fazit: Günstig, schick, aber nicht allzu smart

Mit dem Homepod Mini ist Apple ein Lifestyle-Lautsprecher gelungen, der sich angesichts des moderaten Preises, schicken Designs und soliden Klangs gut verkaufen sollte. Für diejenigen, die ohnehin schon fest im Apple-Ökosystem mit Diensten wie Apple Music, iPhone und iPad verankert sind, ist der Mini eine logische Option. Die eine oder andere mehr oder weniger nützliche Funktion im Heimnetzwerk ist auch dabei.

Zumindest Menschen, die sich vor künstlicher Intelligenz fürchten, können einigermaßen beruhigt sein. Ein etwaiger Aufstand der Zylonen oder anderer Roboterwesen gegen die Menschheit dürfte sich in nächster Zukunft aus der Apple-Ecke eher nicht materialisieren. Allen anderen, die sich über Siri ärgern, bleibt die Hoffnung auf das nächste oder übernächste Software-Update des Sprachassistenten. (Martin Stepanek, 12.12.2021)

Disclaimer: Die Homepods Mini wurden dem STANDARD für einen begrenzten Zeitraum von Apple zur Verfügung gestellt