Gertraud Jesserer war nicht nur von der Bühne, sondern auch aus Filmen und der Fernsehserie "Familie Leitner" bekannt.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien – Kammerschauspielerin Gertraud Jesserer ist am 9. Dezember, wenige Tage vor ihrem 78. Geburtstag, in Wien bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen. Das bestätigte ihr Sohn, Michael Vogel, am Freitag gegenüber der APA.

Jesserer, 1943 in Wien geboren und bereits als Teenager an der Seite von Romy Schneider (in Die Halbzarte) im Einsatz, gehörte jener Liga prononcierter Schauspielerinnen an, die dem Literaturtheater von Tschechow bis Shakespeare, von Schnitzler bis Nestroy zu lichten Höhen verhalfen und in späteren Jahren jede Aufführung gravitätisch adelten. 2019 war "die Jesserer" noch im Akademietheater zu sehen: im Stück Zu der Zeit der Königinmutter.

Moll-Stimme

Mit einer sechs Jahrzehnte währenden Karriere hat sie als Darstellerin das österreichische Theater, aber auch Kino- und Fernseharbeiten geprägt, darunter Filme von Wolfgang Murnberger, Esther Wenger oder Benoît Jacquot. Unvergesslich bleibt ihre entspannte, aber selbst im Komödienfach profunde Moll-Stimme, in der das alte österreichische Theaterdeutsch manchmal noch nachzuklingen schien. Ihre zarte Erscheinung war indes immer für Überraschungen gut und barg Ernsthaftigkeit und Schalk gleichermaßen.

Jesserer debütierte 1960 im Theater in der Josefstadt, für einen Abschluss am Max-Reinhardt-Seminar blieb keine Zeit. Nach einer kurzen Phase in Hamburg wechselte sie 1973 ans Burgtheater, wo sie bis zu ihrer Pension blieb. Claus Peymann gehörte zu ihrer Peergroup. Später war sie hier und auch am Theater in der Josefstadt manchmal als Gast zu sehen, ebenso am Stadttheater Klagenfurt, wo sie 2017 die distinguierte Frau von Cypressenburg im Talisman gab.

Gertraud Jesserer ließ keinen Zweifel daran, einfach genau das zu sein, was sie spielte. Dies gelang ihr genau so gut vor der Kamera, als sie in der in den 1960ern populären TV-Stegreif-Serie Familie Leitner auftrat und damit auch Teil früher Fernsehgeschichte wurde. (Margarete Affenzeller, 10.12.2021