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Menschen, die gegen die Corona-Maßnahmen demonstrieren, bedienen sich oft historischer Parolen.

Foto: AP/Florian Schroetter

Drei Wochenenden in Folge flogen Helikopter über Wien, lag Rauch über den Straßen der Hauptstadt, mussten Wienerinnen und Wiener teils Sorge haben, in die Innenstadt zu gehen. Die Straßen – auch in anderen Städten – wurden gekapert von Menschen, die mit der Gesamtsituation unzufrieden sind. Und von Menschen, denen offensichtlich Wissen über die jüngere und weiter zurückliegende Geschichte fehlt.

Ausführlich wurde diskutiert, ob alle Teilnehmenden wissen können, dass Rechtsextreme auf den Kundgebungen sind, und ob sie sich damit unwissentlich an deren Seite stellen. Doch das Problem geht weiter: Auf den Demonstrationen werden – für alle sichtbar und hörbar – Ereignisse aus der Vergangenheit in einen völlig verzerrten Kontext gestellt.

Das betrifft absurde Verschwörungen gegen das Judentum und die Verharmlosung des Holocausts. Und das zeigt sich auch, wenn die Demonstrierenden im Chor "Wir sind das Volk" schreien – nicht nur, aber auch angeleitet von der FPÖ.

Ja, die Parole hat ihren Ursprung in der DDR, stand für Einigkeit und Widerstand. Doch schon vor Jahren wurde sie von der Pegida-Bewegung vereinnahmt, die dem Begriff des "Volkes" den Mantel des Rassismus überzog. Kann man etwas dafür, dass Nazis die Parole gestohlen haben? Nein. Aber man muss sich im Klaren darüber sein, in welche Reihen man sich stellt, wenn man sie mitbrüllt. (Gabriele Scherndl, 13.12.2021)