Auch der ungarische Staatspräsident János Áder soll über seine Personenschützer ins Visier der israelischen Pegasus-Spähsoftware geraten sein. Laut einem Bericht des investigativen Onlineportals "Direkt36" vom Montag soll unter anderem der Leiter der Leibwache des Präsidenten ausspioniert worden sein, die den Schutz von Áder und seiner Familie versieht.

Dabei handle es sich um Brigadegeneral Sándor Pomozi, Kommandant der Wache, zur Zeit der Abhörung 2019 noch Oberst. Der auch gegenwärtig die Leibwache kommandierende Pomozi gab keinen Kommentar zu dem Fall ab. Ein weiteres Ziel der Spähsoftware dürfte Attila Viplak gewesen sein, früher Leiter der taktischen Einsatzgruppe der Wache, der inzwischen aus dem Dienst ausgeschieden ist.

Journalisten und Politiker betroffen

Die Pegasus-Spionagesoftware für Smartphones ist eine Entwicklung der israelischen NSO Group. Laut dem Portal sollen die Telefonnummern von Pomozi und Viplak in jener 50.000 Telefonnummern umfassenden Datenbank gehören, die weltweit zu Zielen von Spähangriffen mit der Software worden sind.

Auch in Ungarn konnte nachgewiesen werden, dass unabhängige Journalisten, Medieninhaber und Politiker mittels der Software bespitzelt wurden. Ungarische Regierungsvertreter betonen indes, der Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel erfolge im Einklang mit den Gesetzen.

Ob die Telefone der wichtigsten Personen der Wachmannschaft des Präsidenten in der Tat gehackt wurden, ist bisher durch andere Quellen nicht belegt. Das Amt des Staatspräsidenten gab keinen Kommentar zu den Informationen von "Direkt36" ab.

Laut "Direkt 36" könnte im Hintergrund des Spähangriffs auf die Präsidenten-Leibwache ein Konflikt um die ungarische Terrorabwehr TEK stehen, die bis 2015 die Wacheaufgaben rund um das Staatsoberhaupt versehen hatte. Áder, selbst ein langjähriger Politiker der ungarischen Regierungspartei Fidesz, soll laut Medienberichten das Vertrauen in die Organisation verloren haben, als die TEK Details über seine Programme bei Auslandsreisen an Premier Viktor Orbán weiterleitete. Dies führte 2015 dazu, dass Áder die Wachaufgaben der Bereitschaftspolizei übergab. (APA, 13.12.2021)