Schallenberg beim Außenministertreffen in Brüssel.

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Brüssel – Angesichts der Debatte um einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking hat Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) vor einer "künstlichen Politisierung" gewarnt. "Wir haben eine ganz klare Haltung, was die Menschenrechtssituation in China betrifft, aber die Olympischen Spiele sozusagen künstlich zu einem politischen Event werden zu lassen, halte ich nicht für sinnvoll", sagte Schallenberg am Montag vor einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen.

Er sei "ein großer Freund von einer gemeinsamen EU-Linie in dieser Sache", betonte Schallenberg weiter, und er fügte hinzu: "Ob Österreich selber überhaupt auf diplomatisch-politischer Ebene präsent sein wird, steht in den Sternen."

Macron gegen Boykott

Das Thema wird bei dem Treffen der EU-Außenminister am Montag zur Sprache kommen. "Wir haben es nicht eilig", sagte ein EU-Diplomat laut dem Internetportal "Politico" vor dem Zusammenkommen und beschrieb damit den eher "vorsichtigen" Ansatz Europas. "Ich sehe nicht, dass man sich Hals über Kopf hinter die Position der USA stellt."

Der französische Präsident Emmanuel Macron deutete vergangene Woche an, dass sich Frankreich dem Boykott nicht anschließen wird, und bezeichnete einen solchen Schritt als "unbedeutend und symbolisch". Die neue deutsche Regierung ist der Frage dem Bericht zufolge bisher ausgewichen, betonte aber die Notwendigkeit einer gemeinsamen EU-Position.

Die USA hatten vergangene Woche angekündigt, aus Protest gegen Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Behörden keine politischen Vertreter zu den Winterspielen im Februar nach China zu entsenden. Australien, Großbritannien und Kanada schlossen sich dem an. Sportler dieser Länder werden aber an den Spielen teilnehmen. Peking drohte den Staaten indes mit Konsequenzen. (APA, 13.12.2021)