Am 12. Jänner 2022 wird "PUBG" zum Free2Play-Spiel.

Foto: PUBG Studios

Neue Maps, neue Waffen, neue Features – man kann den PUBG Studios nicht vorwerfen, es nicht probiert zu haben. Doch mit einer Ankündigung im Rahmen der Game Awards musste man sich letztlich doch der Realität stellen. Mit einem Video verlautbarte man, was von vielen Beobachtern schon seit einer Weile vorausgesagt worden war: Ab 12. Jänner muss man nicht mehr 25 Euro zahlen, um bei PUBG (vormals Playerunknown's Battlegrounds) mitspielen zu können, denn das Game wechselt auf ein Free2Play-Modell.

Jenen, die einst Geld für das Spiel bezahlt haben, wird der Umstieg damit versüßt, dass sie ohne Aufpreis das "Battlegrounds Plus"-Paket erhalten. Es bringt ein Sortiment an Skins, Zugang zu Ranglistenspielen und die – bislang vor allem Streamern vorbehaltene – Möglichkeit, Partien mit eigenen Einstellungen (Custom Games) zu starten. Andere Teilnehmer werden dafür eine Einmalzahlung von etwa 15 Euro leisten müssen.

Es stellt sich die Frage, ob "Dead Man Walking" als Hintergrundmusik zufällig gewählt wurde oder selbstironisch gemeint ist.
PUBG US

Die Spatzen auf den Dächern

Anzeichen für den Wechsel gab es schon länger. Mit dem "G-Coin" führte man vergangenes Jahr eine eigene In-game-Währung ein, die im Prinzip 1:1 dem "Litecoin" des einstigen Free2Play-Ablegers PUBG Lite entsprach. Dieser wiederum wurde, obwohl er angeblich großen Zulauf gehabt haben soll, im April 2020 de facto eingestellt. Begründet wird das unter anderem mit den Auswirkungen der Pandemie auf die Entwicklung. Ein Schritt, der zumindest aus geschäftlicher Perspektive schwer nachvollziehbar ist, sorgten doch gerade die ersten Lockdowns für einen deutlichen Zulauf bei vielen Online-Games. Nach der aktiven Pflege schaltete man ein Jahr später auch die Server ab.

Aber auch die Pandemie vermochte das weitere Absinken der Spielerzahlen nicht auf Dauer zu verhindern. Einige Monate lang stabilisierte sich PUBG, das einst drei Millionen Teilnehmer gleichzeitig versammeln konnte, auf Steam bei rund 400.000 parallel aktiven Spielern als täglichem Höchstwert, seitdem hat man aber teils die 300.000-Marke unterschritten. Und das sorgt für Probleme.

64 bis 100 Teilnehmer sind nötig, um – abhängig von der Karte – ein Match starten zu können. In Kombination mit fünf verschiedenen gleichzeitig verfügbaren Karten, zwei Spielansichten (First Person und Third Person), verschiedenen Teamgrößen (Solo, Duo, Squad) und der Aufteilung der Spieler in kontinentale Regionen machte dies bereits in der Vergangenheit Einschränkungen nötig. Spieler können sich nicht mehr aussuchen, auf welchen Maps sie spielen wollen, sondern müssen sich mit der zufälligen Zulosung der aktuellen Rotation begnügen. Auch manche Spielmodi sind in Regionen mit besonders fortgeschrittener Ausdünnung nicht mehr verfügbar, um zumindest die Wartezeiten halbwegs in Grenzen zu halten. Doch selbst das gelingt dort zu verschiedenen Tageszeiten nicht mehr, was den Absprung weiterer Spieler antreibt.

Als eine Lösung dagegen wurden Bots implementiert, die einen Teil der fehlenden Menschen ersetzen. Eine Maßnahme, auf die die PUBG-Community jedoch höchst gespalten reagiert hat. Bis heute wird immer wieder die Entfernung der KI-gesteuerten Kämpfer gefordert. Diese bieten zwar Neueinsteigern Erfolgserlebnisse in Form leichter "Kills", werden von erfahreneren Spielern aber offenbar mehrheitlich als lästig wahrgenommen.

Cheater-Risiko

Eine langfristige Perspektive biete also nur eine Vergrößerung der Spielerbasis, die mit den bisher eingesetzten Mitteln nicht erreicht werden konnte. Mit dem Wechsel auf Free2Play beseitigt man die vielleicht größte Einstiegshürde, also den Kaufpreis. Das ermöglicht es jedem Interessierten, das Game zumindest auszuprobieren, ohne auf zeitlich begrenzten kostenlosen Zugang im Rahmen von "Free Weekends" warten zu müssen.

Veröffentlichte Daten aus den zwei vergangenen "Gratisphasen" zeigen aber auch das Risiko des Free2Play-Umstiegs. Schon bisher hatte PUBG immer wieder mit Cheaterwellen zu kämpfen, die mit dem Einsatz unlauterer Mittel anderen Spielern den Spaß verdarben. Mit dem kostenlosen Zugang haben es auch die betrügerischen Teilnehmer leichter, weil sie nach einem Rauswurf kein Geld mehr investieren müssen, um wieder mitspielen zu können. Während der Zeiträume, in denen PUBG kostenfrei ausprobiert werden konnte, stieg die Anzahl der erkannten Cheater teils um das bis zu Vierfache.

In einem Blogeintrag auf ihrer Website schildern die Entwickler ihren bisherigen Umgang mit dem Problem und weisen auch auf beachtliche Erfolge hin. Gerade einst omnipräsente Probleme wie Speedhacks oder fliegende Autos sind heute so gut wie nicht mehr anzutreffen. Immer noch recht akut sind aber automatische Zielhilfen (Aimbots) und Tools, die Spielern verraten, wo auf dem Schlachtfeld sich ihre Widersacher befinden, ohne sie sehen zu müssen. Im Kampf dagegen will man die selbst entwickelte Anti-Cheat-Lösung Zakynthos weiter ausbauen und insbesondere in maschinenlerngestützte Analyse von Spielmustern investieren. Von einer Echtzeitprobabilitätsprüfung von Schüssen sieht man ab, da dies spielerseitig zu starke Verzögerungen auslösen würde.

Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Es ist aber ein Risiko, das die Betreiber unweigerlich eingehen müssen, wenn sie ihr Spiel am Leben halten und weitgehend "tote" Regionen wiederzubeleben wollen. Viel wird davon abhängen, was sich abseits des neuen Finanzierungsmodells tun wird. Schon für die Game Awards waren eigentlich viele Neuerungen erwartet worden, letztlich wurde aber nur der Beginn der Free2Play-Ära angekündigt.

Gerüchten zufolge soll die Umstellung jedoch nur "die Spitze des Eisbergs" sein und in den kommenden Monaten zahlreiche Neuerungen Einzug halten. Wie sie genau aussehen werden, vermag noch niemand vorherzusagen. Die PUBG-Macher versuchen derweil auch, ein größeres Publikum zu erreichen – und haben mit Thunder Tier One vor kurzem einen taktischen Topdown-Shooter veröffentlicht, der von der Kritik großteils positiv aufgenommen wurde. Laut Stellenausschreibungen wird außerdem an einem großen Projekt auf Basis der neuen Unreal-5-Engine gearbeitet. (Georg Pichler, 13.12.2021)