Das Wiener Unternehmen Quantum Technology Labs soll die Kommunikation absichern.

Foto: QT Labs

Europa soll in der Kommunikation unabhängiger und resilienter werden. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die EU-Kommission nun ein von Klein- und Mittelbetrieben und Start-ups gebildetes Konsortium ausgewählt, das ein detailliertes technisches Konzept für ein unabhängiges europäisches Satellitennetz ausarbeiten soll. Für den Quantenkryptografie-Teil zeichnet das Wiener Start-up Quantum Technology Laboratories verantwortlich, teilte dessen Co-Gründer Rupert Ursin der APA mit.

Die EU wolle mit dem Infrastrukturprogramm "Digital Europe" die rückständige europäische IT-Infrastruktur verbessern, erklärte Ursin, der in den vergangenen Jahren an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zahlreiche Arbeiten im Bereich Quantenkommunikation, -netzwerke und -kryptografie veröffentlicht und 2020 das Unternehmen Quantum Technology Laboratories gegründet hat. So soll Europa bis 2025 eine eigene satellitengestützte Kommunikationsinfrastruktur erhalten, mit der die EU ihre Souveränität u. a. bei schnellem Internet, autonomer Mobilität und selbsttätigen Austausch von Informationen zwischen technischen Anlagen sicherstellt. "Die Quantenkryptografie hat hier einen ganz festen Platz bekommen", sagte Ursin.

Wenige hundert Satelliten sollen reichen

Das aus rund 20 mittelständischen europäischen Raumfahrtunternehmen und Start-ups gebildete Konsortium soll nun ein Konzept für ein solches souveränes europäisches Satellitennetz ausarbeiten und wird dafür von der Europäischen Kommission für sechs Monate mit 1,4 Millionen Euro gefördert. Den Kern des Konsortiums bilden der Satellitenhersteller Reflex Aerospace, der Laserkommunikationsspezialist Mynaric und die Trägerraketenfirma Isar Aerospace.

Das Konsortium will nicht mit tausenden Satelliten die niedrigen Erdumlaufbahnen verstopfen, sondern vielmehr durch intelligente Kombination unterschiedlicher Orbits mit einem Netzwerk von einigen hundert Satelliten auskommen. Diese sollen am Ende ihrer Dienstzeit mit einem Bremssegel rasch wieder aus dem Weltraum entfernt werden, um Weltraumschrott zu vermeiden.

"Quantenschlüssel" aus Wien

In der Studie sollen mehrere dafür notwendige Technologiekomplexe analysiert, erforscht und bewertet werden. Dazu zählen unter anderem die Verknüpfung von Funkverbindungen mit optischer Kommunikation, ein von GPS-Daten unabhängiger Betrieb der Satelliten und die Nutzung von Konzepten zur Verteilung von Quantenschlüsseln zur Erhöhung der Datensicherheit. Für diesen Quantenteil ist Quantum Technology Laboratories verantwortlich. "Ingenieursbüros leiten aus naturwissenschaftlichen Gesetzen Handlungsanleitungen für Ingenieure ab – und genau das tun wir mit unserem quantenphysikalischen Hintergrund für Designs und Blueprints der Satellitenkonstellation", sagte Ursin.

Das Konsortium bereitet laut Aussendung bereits 2023 den Start eines ersten Satellitendemonstrators vor. Mit diesem will man variable Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 Gigabit pro Sekunde sowie Weltraum-zu-Luft- und Weltraum-zu-Boden-Verbindungen demonstrieren.

Ursin erinnert daran, dass "der österreichische Steuerzahler in den vergangenen Jahren die Hochrisikoforschung im Bereich Quantenphysik finanziert hat und dabei nicht wusste, ob da je was herauskommt". Aufbauend darauf wolle er mit seinem Unternehmen nun "die Wertschöpfung und die Jobs hier in Österreich entstehen lassen". Mittlerweile habe Quantum Technology Laboratories zehn Mitarbeiter und macht heuer einen Umsatz von 1,7 Millionen Euro. (APA, 13.12.2021)