Sollte in Europa eine Impfpflicht eingeführt werden? Brauchen wir ein bedingungsloses Grundeinkommen? Sollten Verbrennermotoren europaweit verboten werden? Tausende Europäerinnen und Europäer trafen sich im Rahmen der Aktion "Europa spricht" am 12. Dezember, um diese Fragen mit Menschen zu diskutieren, die darüber völlig anders denken.

My Country Talks

Die Gespräche wurden durch eine digitale Auftaktveranstaltung begleitet, bei der prominente Gäste Impulse zu den großen Streitfragen Europas gaben. Die Meeresbiologin Antje Boetius beispielsweise berichtete von ihrer Forschung in der Arktis, die Grund zur Sorgen gebe, und fordert die internationale Gemeinschaft zu mehr Solidarität auf.

Viele Beiträge zum Auftakt der Gespräche

Die Schriftstellerin Nora Bossong widmete sich dem alles bestimmenden Thema Corona und erklärte, warum es nicht zielführend in der Debatte sei, wenn sich die einen moralisch über die anderen erheben. Die Politologin Emilia Roig skizzierte ihre Utopie Europas und gab einen schnellen Überblick über die großen gesellschaftlichen Veränderungen, die alle als Utopien starteten.

Die spanische Fernsehmoderatorin Ana Pastor debattierte mit dem Chefredakteur der spanischen Zeitung "El Confidencial", Nacho Cardero, über Europas Migrationspolitik.

Eins-zu-eins-Gespräche

"Europa spricht" basiert auf dem Projekt "My Country Talks", das vor drei Jahren von "Zeit Online" ins Leben gerufen wurde. Seither ist die internationale Plattform in dutzenden europäischen Ländern – darunter auch in Österreich, den Niederlanden, Italien und Großbritannien – zum Einsatz gekommen. Mehr als 100.000 Menschen weltweit haben mittlerweile ein politisches Eins-zu-eins-Gespräch geführt – zuletzt mehrere hundert bei "Wien spricht".

Auch dieses Jahr haben sich mehr als 10.000 Menschen aus 37 europäischen Ländern registriert, um mit anderen Europäerinnen und Europäern ein persönliches Zwiegespräch über kontroverse politische Themen zu führen. Über den STANDARD kamen 1.200 Anmeldungen. Die Eins-zu-eins-Gespräche fanden auch dieses Jahr freilich überwiegend per Videoanruf statt.

"Europe Talks" und "My Country Talks" wurden unter anderem mit dem Jean-Monnet-Preis für europäische Integration und dem President_s Award der International Public Relations Association (IPRA) ausgezeichnet. 2021 stand "My Country Talks" auf der Shortlist des Nannen-Preises. (red, 13.12.2021)