Steffen Hebestreit (49) war schon für Scholz tätig.

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Es gibt viel Umbruch und Neuanfang in diesen Tagen in Berlin. Nicht nur der Regierungschef – Olaf Scholz – ist frisch im Amt, auch sämtliche Ministerien, außer dem Arbeitsministerium, dem wieder Hubertus Heil vorsteht, haben eine neue Spitze. Das Bauten-Ministerium ist so neu, dass es noch nicht mal ein Gebäude oder eine Dienstanschrift hat.

Am Montag, dem fünften Amtstag der neuen Ampelregierung, gab es noch eine Premiere. Auskunft über das Regierungshandeln erteilte erstmals nicht mehr der langjährige Sprecher der Regierung Merkel, Steffen Seibert, sondern sein Nachfolger, Steffen Hebestreit.

Ein Unbekannter ist er in Berlin nicht. Und dennoch war das Interesse bei seinem ersten Auftritt in der Bundespressekonferenz am Montag groß – nach dem Motto: Wird der neue Steffen so kommunizieren wie der alte?

Bitte um Nachsicht

Ex-ZDF-Moderator Seibert, der das Handeln der nunmehrigen Altkanzlerin und deren Regierung elf Jahre erklärte, mochte oder konnte das Informationsbedürfnis der Journalistinnen und Journalisten manchmal nicht stillen.

"Mein Ziel ist eine transparente Kommunikation", sagt Hebestreit gleich zu Beginn und bittet um "Nachsicht", wenn noch nicht alle Fragen beantwortet werden können. Es müssten sich ja alle noch einarbeiten.

Man kann nur ahnen, wie er sich fühlt, schließlich ist diese Regierungspressekonferenz jene Gelegenheit, bei der die Journalisten den Regierungssprecher und die Sprecher sowie Sprecherinnen der Ministerien gern "grillen". Will heißen: Sie stellen viele Detailfragen. Seibert war davon manchmal recht augenscheinlich genervt.

Humorvolle Antworten

Hebestreit antwortet freundlich und nicht ohne Humor. Was der neue Finanzminister Christian Lindner (FDP) denn da bei seiner Pressekonferenz gemeint habe, wird Hebestreit gefragt. Seine Antwort: "Wenn es der Finanzminister nicht präzise weiß, sollte ich ihn von hier aus nicht präzisieren." Auf eine Terminfrage angesprochen, erwidert Hebestreit: "Sollte ich falsch wissen, korrigiere ich später."

Eines hat er vielen in der deutschen Hauptstadt voraus: Er scheint Scholz immer gut zu verstehen. Denn Hebestreit war schon seit 2018 bei diesem im Finanzministerium Sprecher. Zuvor arbeitete Hebestreit auch als Journalist, unter anderem für die Berliner Zeitung und die Frankfurter Rundschau.

Und er war sogar im Vorstand der Bundespressekonferenz – das ist jene Journalistenvereinigung, die die Regierungspressekonferenzen drei Mal wöchentlich organisiert. Denn in Berlin sind vielfach nicht die Journalisten bei der Politik zu Gast, sondern umgekehrt.

Unbeantwortete Fragen

Die Hauptstadtpresse hofft daher, dass Hebestreit ihre Bedürfnisse nicht vergessen hat. Als jemand wissen will, ob Kanzler Scholz selbst twittern oder so wie Merkel einmal in der Woche einen Podcast veröffentlichen wird, muss Hebestreit passen. Das sei noch nicht entschieden.

Unklar ist auch noch, wer Hebestreits zweiter Stellvertreter wird. Der erste ist der frühere Spiegel-Chefredakteur Wolfram Büchner. Auch er wird bald das Handeln der Ampel erklären und vermutlich hoffe, dass er nicht zu sehr gegrillt wird. (Birgit Baumann aus Berlin, 13.12.2021)