
Wenn der Ehrenpreis (Veronica) seine Blüten öffnet, schaut auch die Ameise gern vorbei (Belichtungszeit 1/800 Sek., Blende f/8, Lichtempfindlichkeit ISO 720, Brennweite 105 Makro + 1,4-Telekonverter am APS-C-Sensor entspricht 220 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat).
Was machen eigentlich Ameisen im Winter? Ganz einfach: Lockdown. Kein Krabbeln, kein Fressen, kein Sex, nichts. Auch von aufmüpfigen Wald- oder Gartenameisen, die gegen die Ausgangssperre tief im Bau unter der Erde demonstrieren, ist nichts bekannt. Überall dort, wo es im Winter frostig wird, verschwinden sie einfach vorübergehend von der Erdoberfläche.
Myrmekologen, also Ameisenforscherinnen und -forscher, schätzen, dass es weltweit zehn Billiarden Ameisen gibt, das ist eine Eins mit 16 Nullen. Zusammen sind sie schwerer als alle Menschen auf der Welt, wie unsere STANDARD-Wissenschaftsredaktion natürlich schon längst berichtet hat. Fairerweise muss dazugesagt werden, dass das vor allem mit der enormen Vielfalt in tropischen Ländern zusammenhängt, wo es auch keine Winterstarre gibt.
Wie auch immer, im Frühjahr werden heimische Formicidae, wie Ameisen wissenschaftlich genannt werden, den Lockdown wieder beenden – und mit ihren blitzschnellen Richtungsänderungen den robbenden Makrofotografen an den Rand der Verzweiflung bringen. (Michael Simoner, 15.12.2021)