Voller Einsatz für die Originallederhose aus Tirol: Jasmin Mairhofer und Stefan Pohl.

Foto: ORF/e&a film/Heinz Laab

Mit Gaskocher zur Uni-Besetzung Nach diesem Tag ist für Konstantin Zeller (Stefan Pohl) nichts mehr wie es einmal war.

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Erwin Steinhauer als eigenbrötlerischer Anwalt Dr. Valentin Kuschka).

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Josephine Bloéb spielt Konstantins Jugendfreundin Olivia.

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Making of: Stefan Pohl in Ritterrüstung im Studio.

Foto: Filmproduktion

Vergangene Woche war Graz Schauplatz der ORF-Stadtkomödie, diesen Mittwoch geht es um 20.15 Uhr in ORF 1 in Innsbruck heiß her und hoch hinaus. In Die Lederhosenaffäre liefern sich Tirol und Bayern einen bizarren Markenrechtsstreit um die Originallederhose. Weil: Wenn es um gut vermarktbares Kulturgut geht, hört sich der Spaß auf, da kennen weder die Tiroler noch die Bayern kein Pardon, beide Parteien sehen sich als Urväter der Krachledernen. Inszeniert hat diese rasante Komödie rund um einen Antihelden, der es allen recht machen will, was aber oft nach hinten losgeht, Regisseur Markus Engel. Das Drehbuch kommt von Harald Haller und Marc Brugger.

Armin Wolfs Cameo-Aufritt

Im Mittelpunkt steht Konstantin Zeller, gespielt von Stefan Pohl (40). Dieser Konstantin war früher einmal ein idealistischer Jusstudent, demonstrierte gegen Studiengebühren und setzte dabei die Uni-Bibliothek – unabsichtlich – in Brand. Auch Armin Wolf berichtet in einem Cameo-Auftritt in der ZiB darüber. Nach diesem Vorfall zieht sich Konstantin zurück, werkt eher freudlos als Konzipient in der Kanzlei eines schrulligen Anwalts (Erwin Steinhauer). Bis er seine Jugendliebe Olivia (Josephine Bloéb) wiedertrifft. Gemeinsam mit ihrem Mann stellt sie jetzt Lederhosen her und wird von einem deutschen Konzern verklagt. Konstantin will ihr helfen, auch um sie zurückzugewinnen. Dabei manövriert er sich in absurde Situationen, ihm dabei zuzuschauen macht großen Spaß.

"Beim Lesen des Buches bin ich sofort in die Geschichte reingekippt, habe mitgelitten mit dem Konstantin. Für mich sind Rollen interessant, wenn man so richtig durch den Fleischwolf getrieben und gezwungen wird, sich immer wieder neu einzustellen und auf Situationen zu reagieren. Und das passiert dem Konstantin ständig. Es gibt tolle Szenen, etwa auf dem Hafelekar mit Schnee, der nicht geplant war. In Ritterrüstung. Oder auch mitten in Innsbruck auf der Maria-Theresien-Straße mit Passanten mit Masken im Hintergrund", sagt Stefan Pohl über seine Rolle. Er persönlich sei nie so der Lederhosentyp gewesen: "Ich werde es wohl in absehbarer Zeit auch nicht werden." Aber es sei "schon sehr beachtlich, welch feines Handwerk hier vonnöten ist, und es ist sehr wichtig, dass dies auch erhalten bleibt. Seltsam finde ich allerdings, wenn man Bilder von Oktober- oder sonstigen Festen sieht von Menschen, die sich in Tracht völlig gehen lassen und jede Contenance verlieren. Dort wird man mich eher nicht finden".

Klarere Richtlinien

Die Lederhosenaffäre wurde von September bis Anfang Oktober 2020 gedreht. Pohl: "Wir hatten Glück und konnten die Dreharbeiten wie geplant durchziehen, mit strengen Maskenregeln am Set. Nach den Dreharbeiten gingen die Zahlen auch in Innsbruck wieder hinauf."

Die Corona-Maßnahmen für den Kulturbereich sieht er kritisch. "Es wäre schön gewesen, wenn man schnellere und klarere Richtlinien gehabt hätte. Es ist absurd, dass etwa Fußballspiele mit tausenden Zuschauern zugelassen werden, während im Theater oder Kino verhältnismäßig sehr viele Plätze leer bleiben müssen." Er hätte sich gewünscht, "dass es klarere Richtlinien gibt und man Räume schafft, wo Dinge stattfinden können, bevor man sagt, dass gar nichts geht. Die Verhältnismäßigkeit war nicht immer gegeben."

Und wie sieht er die umstrittene Aktion #AllesDichtmachen seiner Schauspielkolleginnen und -kollegen? "Schwieriges Thema, ich wurde nicht gefragt, ob ich mitmache. Ich kann jetzt im Nachhinein auch nicht sagen, ob ich mitgemacht hätte. Wenn ich vorher gewusst hätte, was das alles nach sich zieht, hätte ich wahrscheinlich Nein gesagt. Wichtig daran war, dass ein Diskurs entstanden ist. Und nur so kann sich eine Gesellschaft weiterentwickeln. Über einen Diskurs, wenn er konstruktiv ist natürlich. Aber die Aktion hat auch dazu geführt, dass viele in unserer Branche zerstritten sind."

Besetzungsfrage Follower

Im Film wird der Streit um die Lederhose auch via Facebook, Twitter und Co ausgetragen, Parolen wie "Ziehts den Bayern die Lederhose aus!" oder "Die Kurze g’heat uns" gehen viral, die Affäre wird so zu einem Hype und zum Politikum.

Pohl, er spielt u. a. den Gerichtsmediziner in Die Toten vom Bodensee, ist in sozialen Medien "nicht so aktiv, wie ich es sollte, sagen manche Kollegen und Kolleginnen". Er sei hier hin- und hergerissen. "Soll oder muss ich das als Teil meiner Arbeit sehen? Wie viel gebe ich von mir preis? Es kostet natürlich Zeit und man wird angreifbarer." Und er habe auch schon gehört, "dass Produzenten und Produzentinnen bei Besetzungen darauf schauen, wie viele Follower ein Schauspieler hat. Das kann ich vom wirtschaftlichen Faktor her verstehen und auch nachvollziehen, dass sich die Produzenten fragen, wer mehr Follower hat und somit mehr Leute erreicht. Es wäre schon gut, hier aktiver zu sein. Ich arbeite daran."

2022 ist Stefan Pohl unter anderem in der ORF/MDR-Koproduktion "Tage, die es nicht gab" zu sehen, im Sommer wurden acht Folgen gedreht. Regie führten Anna-Katharina Maier und Mirjam Unger. Darin geht es um einen (vermeintlichen) Selbstmord, alte Geheimnisse und die Freundschaft von vier Frauen, die auf eine harte Probe gestellt wird. Der Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest. (Astrid Ebenführer, 15.12.2021)