Barbie of Color, schön kurvig (Puppe ganz rechts) und beweglicher. Diverse schöne neue Puppenwelt? Oder doch alles nur Show?

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Barbie musste sich ändern. So ging es einfach nicht mehr weiter. Nur in der rosa Villa sitzend, wartend auf Ken. Vielleicht mal ein Shoppingausflug mit Freundinnen mit exakt derselben Mähne, demselben hyperdünnen und kaum beweglichen Körper – die Füße immer in High-Heels-Position – im pinken Cabrio.

In den vergangenen Jahren verpasste die Firma Mattel Barbie anscheinend eine kleine Emanzipationskur. Barbie wurde Naturwissenschafterin, Politikerin, trug einen Afro und bekam Kurven! Seit 2015 vermeldet Mattel im Versuch der "Political Correctness" brav Barbies Fortschritte – und kochte so selbst jene Eltern ein, die bislang auf dem Standpunkt beharrten, dass ihnen niemals eine Barbie ins Kinderzimmer kommen dürfe.

Reality-Check

Wer allerdings beim vorweihnachtlichen Spielzeugeinkauf durch die Läden zieht, merkt schnell: Viel ist da nicht dran – und das im wahrsten Wortsinn. Das Gros des Angebotes besteht aus den üblichen Barbies, deren Körperproportionen – das wissen wir schon seit Ewigkeiten – im realen Leben nicht zum Überleben taugen würden. Organe hätten nicht Platz, die Oberweite in Kombination mit dieser Wespentaille würde es kaum ermöglichen, sich aufrecht zu halten. Und auch die kurvigere Variante wirft uns Body-Positivity-mäßig absolut nicht nach vorn, denn auch dieser Puppenköper ist deutlich schlanker als der Durchschnittskörper. Ihre Körpermaße entsprechen jenen der Frauenkleidergröße 36. Die durchschnittliche Konfektionsgröße bei Frauen liegt im deutschsprachigen Raum bei 42.

Ein Körper, der der Konfektionsgröße 36 entspricht, wird uns und – noch schlimmer – Kindern als Curvy verkauft. So können sich die Vierjährigen schon mal auf ein Leben auf Diät eingrooven. Na super.

Und obwohl auch die Curvy Barbie in Wahrheit superschlank ist, verkauft sie sich schlechter als die Superdünne und ist in den Läden die Ausnahme und nicht die Regel. Kinder wollen oft genau das, was alle anderen haben – und das ist vor allem die herkömmliche Barbie. Sie ist noch immer die Norm.

Wo sind die Klamotten?

Wer aber dennoch eine findet und sie will, weil sie halt doch ein bisschen weniger schlimme Körpervorstellungen transportiert, wird schnell ernüchtert. Es sind kaum Klamotten für sie aufzutreiben. Es ist schwer bis unmöglich, an Hosen, Kleider und sonstigen Schnickschnack für ihren eh kaum kurvigen Körper zu kommen. Dabei ist das Umziehen der Barbies ein nicht unwesentliches Spielelement. Barbie braucht also Gewand, gar nicht wenig. Doch wenn Sie mal nicht ganz genau schauen, verschenken Sie womöglich Klamotten der noch dünneren Schwester, in die das spielende Kind die Curvy Barbie reinbekommen muss und dabei womöglich feststellt: Die ist zu dick für die Klamotten! Was für ein Horror für Eltern, die vor allem ihre Töchter vor ständigem Zweifeln am eigenen Körper bewahren wollen.

Das Projekt "positives Körpergefühl von und mit Barbie" müssen wir also abhaken. Manche Puppen ändern sich nie. (Beate Hausbichler, 15.12.2021)