Es gibt unter den ZiB 2-Gästen wohl kaum Schöngeister, die absichtslos Interviews geben. Wer erinnert sich nicht an Frank "Noch amal!!!" Stronach, der sich bei seinen kabarettreifen Referaten von Fragen belästigt fühlte! Unvergesslich auch späte Auftritte von Ex-Kanzler Werner Faymann. Sein überraschend forsches Auftreten gegenüber Armin Wolf zeigte den Wunsch nach einem Leaderimage.

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Frisch in Erinnerung auch Ex-Kanzler Sebastian Kurz und sein letzter Versuch, in der ZiB 2 das Unschuldige seines Verhaltens zu erklären, bevor er dann doch zurücktrat. Der grundsätzliche Befund: Zahllose Gäste vermittelten das ärgerliche Gefühl einer Belangsendung, bei der Fragen nur jene Pause sind, die helfen, Luft für die Fortsetzung des Monologs zu holen. Wer da sitzt, hat also ein Ziel, im Idealfall eine Mission im Sinne des Gemeinwohls, wohl auch der Chef der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst, Omar Haijawi-Pirchner.

Bei einer Veranstaltung mit der türkisen Ministerin

Aus seiner Mimik ließ sich wenig schließen; dass er lächeln kann, sah man nur auf einem Foto. Es zeigt Haijawi-Pirchner bei einer Veranstaltung mit der türkisen Ministerin Susanne Raab – in einer ÖVP-Jacke. Zuvor gab sich der Mann, der kein ÖVP-Mitglied ist und bei solch Fotos nicht mehr mitmachen würde, zwar informativ, aber auch nur im Sinne des Bekannten. Bei Corona-Protesten gebe es Radikalisierung, sie sei eine Bedrohung in der Republik, extremistische Gruppierungen würden die Demos nützen. Aber man beobachte, mache seine Arbeit, führe mit potenziell Gewaltbereiten "Gefährderansprachen", so Haijawi-Pirchner. Ob sein diplomatischer Auftritt Bürgerberuhigung sein sollte oder Warnung an die Corona-Extremisten? Womöglich beides. Ganz klar wurde das nicht. (Ljubiša Tošić, 14.12.2021)