Das Internet ist so langsam, dass die Teams-Konferenz manchmal hakt, das Netflix-Video zu lange lädt oder ein Game-Update eine gefühlte Ewigkeit dauert? Das muss nicht zwingend daran liegen, dass die Internetverbindung schlecht ist: Manchmal kommt im Modem zwar ein starkes Signal an, das sich innerhalb der Wohnung aber schlecht verteilt. Das hauseigene WLAN ist also der Übeltäter.

Dass das WLAN nicht in alle Ecken einer Wohnung vordringt, liegt schlichtweg daran, dass es sich hierbei um eine Funktechnologie handelt, die gewissen physischen Beschränkungen unterliegt: Durch dicke Wände wird das Signal ebenso aufgehalten wie durch andere Gegenstände – und zum Beispiel auch durch Menschen, die zwischen dem Router und dem Endgerät sitzen.

Mesh-WLAN: Das Internetnetz

Eine mögliche Lösung eines solchen Dilemmas ist die Einrichtung eines Mesh-WLANs. Dabei wird ein Netz aus mehreren Geräten genutzt, die das Signal untereinander weitergeben und sich darüber austauschen, welcher Zugangspunkt gerade welches Endgerät mit dem möglichst stärksten Signal versorgen soll.

So könnte ein Mesh-WLAN aufgebaut sein.
Foto: Devolo

Derartige Mesh-WLAN-Systeme gibt es von spezialisierten Anbietern wie AVM/Fritzbox oder Devolo, und auch US-amerikanische Mischkonzerne wie Google/Alphabet oder Amazon haben solche Lösungen im Angebot. Im Test haben wir in wenigen Schritten ein Mesh-WLAN mit drei Steckern von Devolo – konkret mit dem Mesh WLAN 2 Multiroom Kit – aufgebaut und konnten so in zuvor unterversorgten Regionen der Wohnung Steigerungen in der Performance erreichen.

Die Ausgangslage: Starkes Internet, dicke Wände

Die Ausgangslage ist in unserem Versuch eine, die in so mancher Stadtwohnung bekannt sein dürfte: Gegen eine happige monatliche Gebühr wird theoretisch ein recht schnelles Internet geboten, das aufgrund diverser Umstände aber nicht überall ankommt. In unserem Fall sind verwinkelte Räume und Stahlbetonwände das Problem, in einem Altbau sind es wohl eher die dicken Ziegelwände.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass direkt neben dem WLAN-Router ein Downstream von rund 250 Mbit/s erreicht wurde, während im hintersten Raum der Wohnung – dem Kinderzimmer – nur gut ein Fünftel davon, konkret 58 MBit/s, zustande kam. Ähnlich verhält es sich mit dem Upload: Hier stehen rund 53 Mbit/s direkt neben dem Router in starkem Gegensatz zu rund 16 MBit/s im entlegenen Kinderzimmer. Und der Ping – also die Zeit, die ein Datenpaket vom Endgerät zu einem Server und zurück benötigt – liegt im Wohnzimmer bei zwölf, in der WLAN-Wüste hingegen bei 53 Millisekunden.

Exkurs: Megabit, Megabyte und Ping – was ist was?

Für Nichttechniker an dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Der Ping wird vor allem als essenzieller Faktor bei schnellen Online-Multiplayerspielen genannt, für Shooter wird zum Beispiel ein Ping unter 20 Millisekunden empfohlen. Für Laien dürfte außerdem der Begriff MBit/s irreführend sein: Dieser steht für "Megabit pro Sekunde", was nicht mit den "Megabyte pro Sekunde" zu verwechseln ist. Da ein Byte genau acht Bit entspricht, muss man also die MBit/s durch acht dividieren, um zu erfahren, wie viele Megabyte er in einer Sekunde herunterladen kann. Im vorliegenden Fall werden im Wohnzimmer also rund 31 Megabyte pro Sekunde heruntergeladen, im Kinderzimmer nur rund sieben Megabyte.

Gemessen wurden die besagten Geschwindigkeiten übrigens mit dem kostenlosen Speedtest von Ookla auf einem Xiaomi Pad 5. Wer selbst das eigene WLAN optimieren möchte, sollte also ebenfalls im ersten Schritt den Status quo mit dem besagten Test auf einem beliebigen Gerät erheben.

Die Einrichtung: Einstecken und Anweisungen befolgen

Die Einrichtung des Mesh-WLANs ist auch für Laien relativ einfach, zumal eine kostenlose App durch den Prozess leitet und nach der Einrichtung zur Verwaltung des neuen WLANs dient. Ich habe im Test knapp eine Stunde zur Einrichtung benötigt – inklusive der Zeit zum Verspeisen einer Pizza und der etwas umständlichen Deaktivierung des bestehenden WLANs. Wer das Abendessen auf später verschiebt und eine simplere WLAN-Ausgangssituation mitbringt, schafft die Einrichtung eventuell auch in einer halben Stunde.

Ist die App einmal heruntergeladen, müssen zuerst die allgemeinen Geschäftsbedingungen, die Nutzungsbedingungen und die Datenschutzbestimmungen bestätigt werden – in puncto Datenschutz ist unter anderem vorgesehen, dass die App während der Nutzung auf den Standort der Handys zugreift, um die WLAN-Geräte zu finden. Zudem braucht die App die Berechtigung, Geräte im lokalen Netzwerk zu finden und eine Verbindung herzustellen – was logisch ist, denn genau das wollen wir ja bezwecken. Von Devolo wird betont, dass der tatsächliche Standort während der Nutzung niemals gespeichert wird.

Anschließend werden die Geräte in die Steckdosen gesteckt. Für alle, die sich Sorgen um ihre Stromversorgung machen, gibt es an dieser Stelle Entwarnung: Auf der Frontseite der WLAN-Verstärker gibt es eine Möglichkeit, weitere Geräte anzustecken – das Mesh-WLAN ist also stromtechnisch lediglich ein Elektrodurchlaufposten. Zwei weiße Leuchten auf der Frontseite zeigen außerdem den Verbindungsstatus an. Und auf der Unterseite der Geräte befinden sich Stecker, über die Geräte via LAN-Kabel verbunden werden können. In der App können die einzelnen Stecker benannt werden, sodass man sie später wiedererkennen kann.

Schön sind die Geräte nicht, aber sie erfüllen ihren Zweck.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Verbunden werden die Geräte, indem auf dem Router die sogenannte WPS-Taste und weitere Tasten auf den Geräten gedrückt werden. Auch hier führt die App verständlich durch den gesamten Prozess. Wer möchte, der kann im neu aufgesetzten WLAN auch ein Gästenetzwerk einrichten: Das ist praktisch, wenn man Freunden zwar die Nutzung des eigenen WLANs ermöglichen, ihnen aber nicht den Zugang auf diverse Geräte und Datenspeicher gewähren möchte (etwa wenn man Chats mit Kollegen auf einem hauseigenen Server gesichert hat).

Ein wenig herausfordernd könnte für Laien die Tatsache sein, dass zur Nutzung des neuen Mesh-WLANs das ursprüngliche WLAN abgeschaltet werden muss. Relativ einfach geht das, wenn sich auf dem vom Internetanbieter gelieferten Router ein Schalter zum Deaktivieren des dafür genutzten Modems findet. Ist dem nicht so, muss man sich in das Administrationsdashboard des Routers einloggen und dort das WLAN softwareseitig deaktivieren.

Das Ergebnis: Mehr Speed, weniger Latenz

Im Ergebnis konnten in den Nebenzimmern zwar nicht die gleichen Geschwindigkeiten wie neben auf dem Router, aber zumindest eine gewisse Verbesserung erzielt werden. So sank im Kinderzimmer der Ping nach dem ersten Aufbau des Mesh-WLANs von 53 auf 38 Millisekunden, der Downstream verbesserte sich von 57,78 auf 78,91 MBit/s, der Upstream von 16,14 auf 53,17 MBit/s.

Im Wohnzimmer, also gleich neben dem Modem, blieben die Werte weitgehend gleich. Und im Arbeitszimmer (welches zwischen Wohn- und Kinderzimmer liegt) konnte der Ping ebenfalls deutlich – von 40 auf zehn Millisekunden – gesenkt werden, Down- und Upstream blieben relativ gleich. Das freut mich, denn nun kann ich endlich ruckelfrei zock... äh... Teams-Meetings durchführen.

Chase freut sich.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

In der finalen Einrichtung – unter anderem wurden via App noch Firmware-Updates eingespielt und die Geräte in die Steckdose anstatt an ein Verlängerungskabel angeschlossen – sank der Ping im Kinderzimmer schließlich auf gamer-freundliche 15 Millisekunden. Dafür war der Downstream im Arbeitszimmer plötzlich deutlich geringer. Aber das könnte vielleicht auch daran liegen, dass zu diesem Zeitpunkt im Nebenzimmer bereits eifrig gestreamt wurde.

Fazit: Einfach und effizient

Gerade in Zeiten von Lockdowns und Homeoffice sollte es in den eigenen vier Wänden so angenehm wie möglich sein – und ein schnelles Internet ist dafür eine Grundvoraussetzung, denn abgehackte Streams oder schleppende Downloads können wahrlich nervtötend sein.

Die in diesem Test ausprobierte Lösung macht, was sie soll – die Latenz ist gesunken, die Geschwindigkeiten gestiegen. Wenn man Gäste empfangen darf, ist das Gästenetz ein nettes Feature. Und die Einrichtung ist kinderleicht. Ein Knackpunkt sind schließlich noch die Kosten: Betroffene sollten abwägen, ob sich die Anschaffung eines solchen Sets zu einem von Devolo empfohlenen Verkaufspreis von 369,90 Euro tatsächlich rentiert – oder ob man nicht doch lieber weiterhin mit langsameren Geschwindigkeiten lebt. (Stefan Mey, 16.12.2021)