Der gebürtige Steirer Alfred Stern ist seinem Ziel, eine tragfähige Strategie für die OMV vorzulegen, einen Schritt näher gekommen.

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Lange hat es nicht sonderlich gut ausgeschaut mit dem Selbstfindungsprozess der OMV. Von Blockaden bei der Ausarbeitung einer neuen Strategie war die Rede. Es geht um viel. Gesucht wird ein Weg, um einen der größten CO2-Emittenten Österreichs in die postfossile Zeit zu retten.

Entsprechend groß waren und sind die Sorgen innerhalb der Belegschaft, was Sicherheit der Arbeitsplätze, künftige Jobprofile und mögliche Machtverschiebungen im Konzern betrifft. Denn die Wurzeln der OMV, die zu 31,5 Prozent der Republik (über die Beteiligungsholding Öbag) und zu 24,9 Prozent der Staatsholding Mubadala aus Abu Dhabi gehört, sind Öl und Gas. Daran will aber gerade auch der Kapitalmarkt immer weniger anstreifen.

Eckpunkte sind formuliert

An der neuen Strategie haben externe Experten und OMV-eigene Teams in enger Abstimmung mit dem Vorstand monatelang gefeilt. Nun liegt seit einigen Tagen ein 20-seitiges Papier mit den Eckpunkten vor. Eine zuletzt ventilierte Abspaltung des Bereichs Exploration und Produktion, ergänzt um Aktivitäten wie Geothermie und Windenergie, ist definitiv vom Tisch, weil wirtschaftlich nicht darstellbar. Neben CEO Stern stehen auch die anderen vier Vorstandsmitglieder voll dahinter – Johann Pleininger (Exploration und Produktion) genauso wie Reinhard Florey (Finanzen), Elena Skvortsova (Marketing und Trading) und Martijn van Koten (Raffinerie).

Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Einhaltung der Pariser Klimaziele sind die Leitplanken, innerhalb derer die OMV künftig Geld verdienen will. Das hat Stern, der Anfang September den aus Deutschland stammenden Rainer Seele abgelöst hat, kurz nach seinem Antritt als Vision ausgegeben.

Aufsichtsrat sinniert

Gestern, Dienstag, wurde die Strategie erstmals dem 15-köpfigen Aufsichtsrat unter Vorsitz von Mark Garrett, dem früheren Chef der OMV-Kunststofftochter Borealis, vorgelegt und erläutert. Man kann davon ausgehen, dass das Aufsichtsgremium wohl kein Interesse daran hat, Stern größere Prügel in den Weg zu legen, wenn das Konzept wirtschaftlich tragfähig erscheint.

Stern hat den gebürtigen Australier Garrett, nunmehr Chef des OMV-Aufsichtsrats, als CEO bei Borealis abgelöst. Diese Position hatte er dann bis zum Einzug in die OMV-Vorstandsetage im April dieses Jahres inne. Stern und Garrett haben nach Angaben mehrerer Insider einen guten Draht zueinander. Dass Garrett eine stärkere Kunststofflastigkeit der OMV befürwortet, ist kein Geheimnis – ein Weg, den bereits Sterns Vorgänger Seele mit dem Mehrheitskauf (75 Prozent; 25 Prozent hält Mubadala) von Borealis begonnen hat zu beschreiten.

Präsentation der Strategie im März

Wie geht es weiter? Nach grünem Licht vom Aufsichtsrat müssen noch die Details ausgearbeitet werden, was Zeit beansprucht. Präsentiert wird die Strategie "aller Voraussicht nach im März", wie OMV-Sprecher Andreas Rinofner sagt.

(Günther Strobl, 15.12.2021)