Die Arwag baut vor allem in Wiens Außenbezirken, künftig wird Klemens Hallmanns Unternehmen mit von der Partie sein.

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Das Wohnungs- und Immobilienpaket, von dem sich die Stadt Wien gerade trennt, ist ansehnlich. Abseits des grellen Lichts der Öffentlichkeit verkauft die Wien Holding 26 Prozent ihrer Beteiligung an der Arwag Holding AG, an der sie in Summe 63,03 Prozent hält. Die Erste Bank Österreich verabschiedet sich von ihrer gesamten Arwag-Beteiligung, sie hält bislang 19,2 Prozent.

In Summe wechseln also rund 45 Prozent der Anteile den Eigentümer – das Rennen hat der Wiener Immobilienunternehmer Klemens Hallmann (Hallmann Holding; Süba AG) gemacht. Abgeschlossen ist die Transaktion noch nicht, das soll im ersten Quartal 2022 geschehen. Der Aufsichtsrat der Arwag hat am Dienstag dazu getagt. Der Sprecher der Wien Holding, Wolfgang Gatschnegg, bestätigt nur, dass sich das Verfahren in der "finalen Phase" befinde.

"Leistbares Wohnen" privatisiert

Die Arwag Holding hat sich dem Motto verschrieben, "leistbaren und nachhaltigen" Wohnraum zu schaffen, und ist im Bereich Projektentwicklung, Verkauf und Verwaltung von Wohnungen, Büros, Gewerbeflächen und (Auto-)Park-Anlagen tätig. Ihr Immobilienvermögen hatte 2020 einen Wert von rund 650 Millionen Euro. Insgesamt verwaltet sie rund 25.000 Wohneinheiten vor allem in den Wiener Außenbezirken, Stand 31. Dezember 2020. Mehr als 1.000 Wohnungen befanden sich zu diesem Stichtag in Bau beziehungsweise Baubetreuung, die Gesamtnutzfläche lag bei mehr als 360.000 Quadratmetern.

Die Ziele sind auch für die kommenden Jahre ehrgeizig, geplant ist der Baubeginn weiterer 1.500 Wohneinheiten. All das erschließt sich aus den Unterlagen der Berater von der KPMG, die fürs Verkaufsprozedere zuständig ist – das Projekt läuft dort unter dem Namen "Delphi".

Keine Ausschreibung

Öffentlich ausgeschrieben wurde das Verkaufsvorhaben nicht, die KPMG hat vielmehr ein mehrstufiges "kontrolliertes Bieterverfahren" durchgeführt. In dem Rahmen hat sie sich an potenzielle Interessenten gewendet – unter denen auch solche wie der Wiener Unternehmer Michael Tojner oder die Buwog gewesen sein sollen. Wie viel genau Hallmann für sein Paket auf den Tisch legt, ist derzeit nicht zu eruieren, angepeilt war dem Vernehmen nach ein Verkaufserlös von 120 bis 150 Millionen Euro.

Noch ein paar Kerndaten der Gesellschaft der Stadt Wien, die da einen neuen privaten 45-Prozent-Aktionär bekommen soll: Gegründet wurde sie in den 1990er-Jahren, zuletzt hat sie mit der Entwicklung, Verwertung und Verwaltung von freifinanzierten und geförderten Wohnungen und ihren anderen Geschäften rund 74 Millionen Euro umgesetzt, fünf Prozent mehr als im Jahr davor. Rund die Hälfte der Erlöse kommt aus dem Bauträgergeschäft, 42 Prozent aus der Vermietung. Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (Ebit) lag bei 30 Millionen Euro.

Stadt behält Mehrheit

Zur Orientierung ein paar der Projekte, die der Arwag gehören: Wohnpark Rennweg, Park-Ride-U3-Erdberg, Wohnpark Molkereistraße in Wien-Leopoldstadt oder die Wohnanlage Trillergasse in Wien-Floridsdorf. Insgesamt besaß sie Ende 2020 genau 2.744 Wohnungen, 81 Geschäfte und 6.500 Parkplätze. Entwickelt hat sie seit 1993 fast 170 Projekte, darunter den Wohnpark Neue Donau oder das Einkaufszentrum Riverside in Wien-Liesing. Gesamterrichtungskosten: rund zwei Milliarden Euro. Arwag-Vorstandschef ist seit April übrigens Thomas Drozda, Ex-Kunstminister, Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer und früher kaufmännischer Direktor des Burgtheaters und Chef der Vereinigten Bühnen Wien.

Die Stadt Wien wird an der Arwag indirekt auch nach dem Verkauf noch die Mehrheit halten: Zum restlichen Anteil der Wien Holding (rund 37 Prozent) kommen noch jene knapp 13,5 Prozent dazu, die ihr "Fonds für temporäres Wohnen in Wien" hält – macht zusammen etwas mehr als 50 Prozent. Die Wiener Städtische behält ihre 4,3 Prozent.

Wien will "starken" Immobilienpartner

Und warum trennt sich die Wien Holding überhaupt von einem Teil der "leistbaren" Wohnungen, Parkplätze und Co? "Um das Unternehmen mit einem starken Partner aus der Immobilienbranche für die Zukunft zu rüsten", erklärt Holding-Pressesprecher Gatschnegg etwas vage.

Hallmann selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Seine Hallmann Holding hat 2018 den Wiener Bauträger Süba AG zur Gänze übernommen, der sich ebenfalls "leistbares Wohnen" auf die Fahnen geheftet hat. Schon damals sagte der Unternehmer, den der "Trend" mit 1,5 Milliarden Euro Vermögen als Nummer 32 der hundert reichsten Österreicher handelt, er wolle demnächst weitere Zukäufe abschließen. (Renate Graber, 14.12.2021)